Wissenschaft ist eben auch nicht mehr das, was sie mal war!
Greta Thunberg und deren deutsches Pendant, Luisa Neubauer, versuchen es ja seit geraumer Zeit uns zu verdeutlichen, dass nur die Wissenschaft, die neutrale und unvoreingenommene Wissenschaft, in der Lage sei die dringenden Probleme der Menschheit zu lösen.
So ähnlich müsste es dann ja auch in der Zahnmedizin funktionieren. Könnte man meinen.
Es kommt selten vor, weil man zum einen gar nicht die Zeit hat, zum anderen meint, dass man eh schon alles wisse und zum Dritten, weil man gar nicht mehr zu erfassen vermag, mit welchem geistigen Dreck man jeden Tag überkübelt wird.
Aber, ab und zu kommt es dann eben doch mal vor, dass man sich Stellungnahmen, die man schon auswendig daher zu beten können glaubt, dann doch noch einmal durchliest, auf der Suche nach einer noch größeren Erkenntnis in seinem langjährigen Arbeitsbereich.
So, wie zum Beispiel die Stellungnahme der DGFDT aus dem Jahr 2016 zum Thema: Was hat man denn nun eigentlich, wenn man an diesen und jenen Beschwerden leidet.
Da findet man dann etwas abseits aus dem Jahr 2016 von:
Hugger, Lange, Schindler, Türp / 2016, Begriffsbestimmungen:
Funktionsstörung, Dysfunktion,
craniomandibuläre Dysfunktion (CMD),
Myoarthropathie des Kausystems (MAP
https://www.dgfdt.de/documents/266840/266917/Begriffsbestimmungen+NEU/3cc28f96-978a-447d-a154-e08e0b5cd9bd
So weit so gut könnte man nun meinen, denn bis 2016 war ja eigentlich gar nicht so recht klar was sich hinter der Begrifflichkeit einer CMD alles verbergen hätte können.
So jedenfalls hat es die damalige Präsidentin der DGFDT, Frau Peroz aus Berlin in einem Schreiben an die Mitglieder der DGFDT festgestellt und damit hatte sie auch recht.
Wer nun aber glaubt, es müssten sich nur genügen universitäre Hochkaräter, zumindest halten sie sich selbst dafür, an einen Tisch setzen, und dann würde man schon das bisher ungeklärte nunmehr und für alle Ewigkeit klären, der dürfte, einmal mehr, schwer enttäuscht sein.
Gewinnt der interessierte Leser nämlich nur einmal mehr den Eindruck, dass es in der Wissenschaft nicht primär darum geht zu sagen, was ist, sondern eher darum widerstreitende Thesen unter einen Hut zu bringen, auch wenn sich schon für den interessierten Laien beim oberflächlichen Lesen der Eindruck verdichtet, dass hier doch etwas nicht stimmen könne.
Worum geht es nun genau?
Alles beginnt mit einer weitgehend gehaltlosen Darstellung dergestalt:
Funktion:
Das wertungsfreie Input-Output-Verhalten eines Systems, Tätigkeit bzw. Verrichtung eines (Zell/Gewebe/Organ-) Systems. System (griechisch „Zusammenstellung“): Das aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzte Ganze wird allgemein als Gesamtheit von Elementen bezeichnet, die so aufeinander bezogen oder miteinander verbunden sind und in einer Weise interagieren, dass sie als eine aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit angesehen werden können, d.h. als strukturierte systematische Ganzheit. Entsprechend beinhaltet der Begriff Kausystem alle mit diesem System funktionell in Verbindung zu bringende Elemente oder Teilstrukturen (Struktur =Sinngefüge).
Normfunktion:
Die Homöostase und das ökonomische Funktionieren eines Systems. Homöostase (griechisch „Gleichstand“) bezeichnet die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustandes eines offenen dynamischen Systems durch einen internen regelnden Prozess. Sie ist damit ein Spezialfall der Selbstregulation von Systemen
Weiter dann:
Funktionsstörung:
Jedwede Abweichung eines Systems von seiner definierten Normfunktion =Eufunktion. Medizinisch siehe z.B. ICD-10-GM-2015-Diagnose M99.0: Biomechanische Funktionsstörungen: segmentale und somatische Funktionsstörungen.
Funktionsstörung des Kausystems:
Kurz- oder langfristige Störung der Homöostase oder Ökonomie des Kausystems durch jedwede strukturell oder funktionell zu begründende Abweichung von der Normfunktion, wie funktionelle Defizite aufgrund von Trauma, Verletzung der strukturellen Integrität sowie funktioneller/ parafunktioneller Belastung inklusive derjenigen Abweichungen, die prothetische, kieferorthopädische oder chirurgische Maßnahmen rechtfertigen.
So weit so gut und bisher wenig Neues:
Und weiter gehts:
Adaptation:
Allgemeine Bezeichnung für die genetisch erworbene oder in der physiologischen Reaktionsbreite liegende Anpassung von Zellen, Geweben oder Organen an kurzfristige, langfristige bzw. wiederholte Wirkung von Belastungsreizen. Als physiologische Adaptation Teil der Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Homöostase. Kompensation:
(Vorübergehender) Ausgleich/ Ersatz einer gestörten Funktion. Sie kann zur Dekompensation (Wegfall des Ausgleichs) neigen, wenn der/die verursachende(n) Faktor(en) nicht beseitigt wird/werden.
Dysfunktion:
Subjektiv und objektiv feststellbare Beeinträchtigung der Funktion.
Adaptation:
Allgemeine Bezeichnung für die genetisch erworbene oder in der physiologischen Reaktionsbreite liegende Anpassung von Zellen, Geweben oder Organen an kurzfristige,
langfristige bzw. wiederholte Wirkung von Belastungsreizen. Als physiologische Adaptation Teil der Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Homöostase. Kompensation:
(Vorübergehender) Ausgleich/ Ersatz einer gestörten Funktion. Sie kann zur Dekompensation (Wegfall des Ausgleichs) neigen, wenn der/die verursachende(n) Faktor(en) nicht beseitigt wird/werden.
Nun geht es aber endlich los!!!
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Dysfunktion:
Subjektiv und objektiv feststellbare Beeinträchtigung der Funktion.
Dysfunktion im Kontext des Kausystems:
Ist im Rahmen der vorgeschlagenen Definitionen als spezifische Funktionsstörung zu werten, welche die Kaumuskulatur, die Kiefergelenke und/oder die Okklusion betrifft. Sie wird in der zahnärztlichen deutschen Terminologie allgemein als craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnet. Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) umfasst Schmerz und/oder Dysfunktion: Schmerz tritt in Erscheinung als Kaumuskelschmerz und/ oder Kiefergelenkschmerz sowie als (para)funktionell bedingter Zahnschmerz. Dysfunktion kann in Erscheinung treten in Form von • schmerzhafter oder nicht schmerzhafter Bewegungseinschränkung (Limitation), Hypermobilität oder Koordinationsstörung [auf Unterkieferbewegungen
zielender Aspekt], • schmerzhafter oder nicht schmerzhafter intraartikulärer Störung [auf das Kiefergelenk zielender Aspekt], • die Funktion störenden Vorkontakten und Gleithindernissen [auf die Okklusion zielender Aspekt]
Nun stellt sich schon semantisch die Frage, was meinen die Autoren denn mit der Formulierung: "Auf die Okklusion zielender Aspekt?" Muss der Behandler bewusst auf etwas Zielen, um die möglicherweise korrekte Krankheitsbezeichnung für die Erkrankung zu finden, mit der sich der funktionsgestörte Patient dort vorstellt?
Im Weiteren scheint es so zu sein, dass es sich um Erkrankungen handelt, die in unterschiedlichen Ländern unter unterschiedlichen Bezeichnungen firmieren.
Denn es geht weiter:
Myoarthropathie des Kausystems (MAP)
stellt eine Untergruppe der craniomandibulären Dysfunktion dar: Beschwerden und Befunde, die die Kaumuskulatur, die Kiefergelenke bzw. damit in Verbindung stehende Gewebestrukturen betreffen; die Betrachtung der Okklusion ist hier nicht eingeschlossen
und noch weiter:
Temporomandibular Disorder (TMD, englisches Synonym für MAP)
stellt eine Untergruppe der craniomandibulären Dysfunktion dar: Beschwerden und Befunde, die die Kaumuskulatur, die Kiefergelenke bzw. damit in Verbindung stehende Gewebestrukturen betreffen; die Betrachtung der Okklusion ist hier nicht eingeschlossen.
Was soll das nun bedeuten?
Es muss sich ja um ein und denselben Patienten handeln, der sich bei einem Fachkundigen vorstellt.
Zur Auswahl scheinen nun drei Erkrankungen mit unterschiedlichen Bezeichnungen zu stehen:
- Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
- Myoarthropathie (MAP)
- Temporomandibular Disorder (TMD), wobei TMD eigentlich eine MAP ist.
Wir repetieren: Bei der möglichen Diagnose CMD zielt der Untersucher auf die Okklusion
Bei den möglichen Diagnosen MAP und TMD zielt der Untersucher nicht auf die Okklusion. Wenn man dem Text folgt, dann sind MAP und TMD sowieso ein und das Gleiche.
Nun stellt sich dem interessierten Leser zurecht die Frage, dass doch die korrekte Diagnose einer Erkrankung und darüber hinaus die sich aus einer Diagnose ergebende nachfolgende Therapie einer Erkrankung, die nicht selten in die Erwerbsunfähigkeit führt und für die betroffenen Patienten eine erhebliche Beeinträchtigung ihres Lebens darstellt, nicht davon abhängig sein kann, worauf der diagnostizierende Arzt denn nun in seinen diagnostischen Bemühungen zielt?
Genauso scheint es aber zu sein, Das bedeutet, wenn ein Arzt auf das Thema "Okklusion" zielt erhält er als Diagnose eine CMD und wenn der Arzt eher nicht auf das Thema "Okklusion" zielt, dann erfolgt die Diagnose einer MAP oder einer TMD, je nachdem ob der Arzt eher angelsächsisch oder deutsch besaitet ist.
Das kommt Ihnen sonderbar vor?
Uns auch.
Wir versuchen jetzt mal die Dinge zu sortieren, die gar nicht zu sortieren sind, weil sie schlichtweg unlogisch sind.
Alles beginnt damit, dass man die Frage stellen muss, warum eigentlich die Funktionellen Erkrankungen des Kauorgans in den Bereich der Zahnmedizin verortet sind?
Allein, weil ich das irgendwie und irgendwo örtlich in oder um das Kauorgan herum manifestiert kann als Begründung nicht herhalten, denn Tumore im Bereich des stomatognathen Systems gehören auch nicht in den Bereich der Zahnheilkunde, obwohl ein Zahnarzt darum wissen sollte, aber Sie werden noch nie etwas davon gehört haben, dass ein Zahnarzt Mundhöhlen Carcinome operiert. Das gehört eindeutig in den Bereich der Kieferchirurgie, oder durchaus in den Bereich der Halsnasenohrenheilkunde.
Was begründet also die Zugehörigkeit funktioneller Erkrankungen des Kauorgans mit der Zahnmedizin? Dass Diagnose und gegebenenfalls Therapie im zahnärztlichen Tätigkeitsbereich liegen müssen. Was ist nun das "Heiligste", was der Zahnarzt zu überwachen hat? Vermutlich die Funktionsfähigkeit des Kauorgans und diese ist zwangsläufig damit verbunden, dass der Biss gut funktioniert. Beziehungsweise, wenn er nicht funktioniert und ein Patient keine Nahrung mehr zu sich nehmen vermag und zunehmend abmagert von einem Zahnarzt wieder in Funktionsfähigkeit gebracht wird.
Mehr oder weniger das, was wir im CMD CENTRUM KIEL jeden Tag bei unseren Patienten erbringen.
Der Überbegriff soll die Craniomandibuläre Dysfunktion sein. Bei dieser sei auf die Okklusion gezielt worden! Was auch immer man darunter verstehen soll.
Denn eigentlich läuft es doch ganz anders ab, jedenfalls in unserer Praxis.
Eine Patientin kommt und beklagt ihre Beschwerden. In der Anamnese kommt heraus, dass die Beschwerden schon längere Zeit bestehen, jede Menge Zahnärzte, Kieferorthopäden, Kieferchirurgen und Fachärzte aller Couleur aufgesucht wurden, darüber hinaus Physiotherapie und Osteopathie erfolglos betrieben wurden und es dem Patienten nie besser, aber immer noch schlechter geht.
Diese Patienten gelten gemeinhin als austherapiert oder besser gesagt ausdiagnostiziert, denn wenn man nicht weiß, woran der Patient leidet, wodurch dessen Beschwerden begründet sind, wie soll dann eine Therapie anberaumt werden?
Ohne Diagnose keine Therapie! So einfach ist das!
Was machen wir denn nun prinzipiell!
Wir sind darauf spezialisiert zu prüfen, ob es uns gelingt einen Kausalzusammenhang zwischen beklagten Beschwerden und vorhandenen Störungen der Okklusion reproduzierbar nachzuweisen.
Wir gehen in der Hypothese davon aus, dass hier möglicherweise ein kausaler Zusammenhang vorliegt, der bisher nur noch nicht nachgewiesen werden konnte.
Da beginnt dann schon das Problem halten sich doch hartnäckige Meinungen, jeder Aufbissbehelf führe zu einer Verbesserung des Beschwerdebildes!
Das glauben Sie nicht? Doch genau das behaupten bestimmte Akteure in diesem Fachbereich!
Darüber dürfte jeder CMD-Patient, der schon 5 bis 25 Aufbissbehelfe verschiedenster Behandler und Ausführungen erhalten hat nur müde grinsen!
Die Wahrheit ist eher die, dass über 95% der Aufbissbehelfe, folgt man den Darstellungen unserer Patienten, entweder gar nichts bewirken oder sogar zu einer Verschlechterung der Beschwerden führen.
Umso erstaunlicher erscheint es daher, dass es in Kiel regelmäßig gelingt durch einen selbst hergestellten Aufbissbehelf, der genau den wissenschaftlichen Vorgaben entspricht regelmäßig deutliche Linderungen der Beschwerden bis hin zur vollkommenen Beschwerdefreiheit zu erzielen.
Und zwar im Rahmen einer Diagnostik.
Wenn es gelingt diese Kausalität nachzuweisen, dann darf man vom Vorliegen einer CMD ausgehen.
Nun kommen wir aber wieder zur Wissenschaft zurück, denn hier wird postuliert, es gäbe eine Untergruppe der CMD, nämlich die der Myoarthropathie (MAP, oder angelsächsisch TMD)
Das Charakteristikum dieser Erkrankung solle nun darin liegen, dass bei dieser Erkrankung kein auf die Okklusion zielender Aspekt vorläge.
Wir würden das so interpretieren, dass wenn es nicht gelingt mit einem Aufbissbehelf einen Kausalzusammenhang zwischen vorhandenen Störungen der Okklusion und den beschriebenen Beschwerden herzustellen, dann liegt keine CMD vor, sondern eine MAP. Was allein schon unlogisch ist, weil sich CMD und MAP so deutlich voneinander differenzieren lassen.
Also kann per se die MAP (TMD) keine Untergruppe der CMD sein, sondern beide Erkrankungen verhalten sich wie Bruder und Schwester, aber nicht wie Mutter und Kind.
Das Problem, folgt man unserer Interpretation liegt dann aber doch offensichtlich darin, dass es
- Darum geht, auf welchen Aspekt der Zahnarzt denn in seiner Diagnostik zielt. Auf den okklusalen Aspekt oder auf den nicht okklusalen Aspekt.?
Kommt es also gar nicht darauf an, woran der Patient leidet, sondern darauf, auf welchen Aspekt der Zahnarzt zielt?
Ist es aber nicht gerade die Aufgabe des Zahnarztes ergebnisoffen Diagnostik zu betreiben, statt nach eigenem Gutdünken auf einen vorgegebenen Aspekt zu zielen oder eben daran vorbei?
- Es scheint ganz offensichtlich so zu sein, dass Aufbissbehelf eben doch nicht Aufbissbehelf ist, sondern die Wirksamkeit und damit die Fähigkeit im Rahmen einer ergebnisoffenen Diagnostik davon abhängen wie und wer diesen Aufbissbehelf zum Einsatz bringt. anders ist es kaum zu erklären, dass ein Aufbissbehelf in Kiel innerhalb kurzer Zeit das bewirkt, was 15 Aufbissbehelfe vorher nicht zu bewirken vermochten.
Das vollkommen absurde an dieser Stellungnahme ergibt sich nun aber daraus, dass hier impliziert wird, dass der Arzt nicht ergebnissoffen in eine Diagnostik geht, ob es sich nun um eine malokklusionsverursachte Funktionsstörung des Kauorgans handelt, also um eine CMD, oder aber um eine nicht okklusionsverursachte Funktionsstörung des Kauorgans, hier eine MAP oder TMD, je nachdem, wie anglophil der Arzt sein möge, sondern der Arzt in seiner Diagnostik die Diagnostik dadurch beeinflusst, was er denn finden will!
Denn auf das was der Arzt finden will muss er dann ja in seinen diagnostischen Bemühungen zielen.
Um es ganz deutlich zu machen: Man kann das etwas leichtfertig als regelrechten Schwachsinn bezeichnen, was hier von hochrangigen Hochschullehrern auf den Markt der Wissenschaftlichen Mitteilungen gebracht wird.
Damit würde man es sich aber zu einfach machen.
Der wahre Skandal ist nämlich ein ganz anderer und entblößt sich erst dann, wenn man sich anschaut, wer an dieser Stellungnahme beteiligt ist.
So u.a. ein gewisser Kollege Türp aus Basel, der sein gesamtes schaffendes Berufsleben damit verbracht hat die Okklusion des Menschen ins Triviale zu ziehen.
So ist u.a. von Herrn Prof Türp zu lesen: CMD sei eine rein deutsche Erkrankung, die es in der Schweiz, dort wo er tätig sei, gar nicht gäbe.
Weiter dann: In der Schweiz gäbe es eine Erkrankung, die sich ganz anders nennen würde und das sei die Myoarthropathie, (MAP).
Nun könnte man meinen, ok, dieselbe Erkrankung hieße halt in Deutschland CMD und in der Schweiz MAP.
So ist es aber eben nicht, denn selbiger Herr Türp gibt dann in einem medizinischen Fachartikel zum Besten, dass die MAP eine Erkrankung mit vollkommen anderen Symptomen sei als die MAP.
In letzter Konsequenz, schaltet man den gesunden Menschenverstand ein behauptet Herr Türp damit nichts anderes, als dass es in Deutschland und in der Schweiz zwei vollkommen unterschiedlicher Erkrankungen gäbe, die auch zwei vollkommen unterschiedliche Bezeichnungen hätten und selbstverständlich auch ganz unterschiedlich behandelt werden müssten. Wobei das so nicht ganz stimmt, denn Herr Türp behauptet, dass es eine zahnärztlich funktionelle Erkrankung mit einem Bezug zur Okklusion gar nicht gäbe.
Wenn man nun um diese Hintergründe weiß, erschließt sich dem geneigten Leser, wie es zu einem derartigen Unsinn kommen kann, wie er in dieser Stellungnahme der DGFDT seit 2016 verbreitet wird, wenn dort so getan wird, als wenn der Zahnarzt in seinen diagnostischen Bemühungen um Klärung, ob die Beschwerden eines Patienten nun einer CMD zugeordnet werden, oder aber einer MAP (TMD) davon abhängen könnten, ob denn der Zahnarzt nun auf den Aspekt der Okklusion zielen würde oder eben nicht.
Nun wäre das alles möglicherweise nur ein fachchinesischer Expertenstreit, wenn für den betroffenen Patienten damit nicht sehr viel verbunden wäre.
Sind doch die möglichen Behandlungen für CMD oder MAP Patienten vollkommen unterschiedlich.
Gelingt es nämlich einen Patienten als CMD-Patienten zu verifizieren, steht damit fest, dass die Ursache seiner Beschwerden geklärt und damit die Okklusion als Ursache oder zumindest erhebliche Mitursache geklärt werden konnte, was wiederum dann dazu führt, dass eine okklusionskorrigierende Therapie möglich ist, so steht der MAP Patient gänzlich anders dar. Das Besondere liegt dabei darin, dass es dem versierten Zahnarzt möglich ist eine direkte positive Diagnose zu stellen!
Genau das ist aber bei einer MAP so überhaupt nicht möglich und zwar ausfolgendem Grund. Wobei die Wahrheit noch etwas komplexer ist, denn für einen Zahnarzt ist es korrekterweise überhaupt nicht möglich die Diagnose einer MAP zu stellen. Warum ist das so?
Weil es zig andere Gründe geben kann, warum ein Patient an Kopf- und Gesichtsschmerzen und allen anderen Symptomen leidet, die überhaupt nichts mit dem Kauorgan des Patienten zu tun haben. Und genau jetzt kommen wir daher in den Bereich der Interdisziplinarität, der von diesen Leuten immer und immer wieder gefordert wird. Der Zahnarzt müsste nun seinen Patienten zu praktisch jedem Facharzt schicken, um jede Möglichkeit einer andersartigen Genese der beschriebenen Beschwerden sicher ausschließen zu lassen. Also nicht im Sinne einer nachweisenden positiven Diagnostik, sondern ganz im Gegenteil im Sinne einer Ausschlussdiagnostik.
An deren Ende, dann, wenn also wirklich alles andere ausgeschlossen werden konnte, dann erst wäre es möglich die Diagnose einer MAP (TMD) zu stellen.
So müsste es sein und eigentlich müsste ein Herr Türp aus Basel das auch wissen, immerhin ist es Hochschullehrer.
Tatsächlich wird aber etwas ganz anderes gemacht.
Dem Patienten wird ein hufeisenförmiges Stück Plastik in den Mund gesetzt. Einwände des Patienten bzgl. schlechter okklusaler Passung werden argumentativ weggebügelt und wenn dann im Rahmen der Diagnostik nichts passiert, wird dem Patienten mitgeteilt, dass die Okklusion in seinem Fall keinerlei Bedeutung habe. Damit keine CMD vorläge und somit auch keine Indikation sich weiter mit der Okklusion und deren Störungen im Munde des Patienten zu beschäftigen. Der Patient also an einer MAP oder TMD leide, die wiederum aber nichts mit der Okklusion zu tun habe und der Patient sich dann mit Physiotherapie, Osteopathie, Verhaltenstherapie und dem Psychiater zu begnügen habe.
Genau das läuft so ab, immer und immer wieder in der Anamnese der Patienten zu erheben, die ihren Weg nach Kiel finden.
Um zu der Frage zurück zu kehren, wie es denn dann zu einer derart unsinnigen und vor allem widersinnigen Definition von CMD, MAP und TMD kommen konnte?
Weil man eben, wie in der großen Politik, allen Beteiligten an dieser Konsensus Veranstaltung irgendetwas geben wollte.
Dass der praktizierende Zahnarzt, damit aber vor dem Dilemma steht, dass Wohl und Wehe seines möglichen CMD Patienten davon abhängen, worauf denn nun der Arzt in seiner Diagnostik zielt, ist eigentlich ein kleiner Medizinskandal, der für den betroffenen Patienten dann aber ein ganz großer werden kann.