Unerfreulich und doch typisch und erklärbar

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Natürlich berichten wir lieber über gelungene Behandlungen und Erfolge. Die Realität ist aber auch die, dass auf dem Weg zum Erfolg häufig erst einmal Misserfolg hinzunehmen und es diese auszuwerten gilt. Wie man so schön sagt: "Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg hingegen ist ein Waisenkind!" Und in einem Internetblog, der authentisch wirken will, gehört es eben auch mit dazu über Probleme und Erschwernisse zu berichten, die man sich nicht wünscht. Der Patient noch weniger und die dennoch in der tägöichen Arbeit vorkommen.

Was ist passiert? Zum zweiten Mal musste bei einer Patientin aus der Region Schleswig ein Implantat entfernt werden, das kurze Zeit vorher erst gesetzt wurde. Ohne irgendwelche Auffälligkeiten. Auch im Vorfeld der Implantatinsertion keinerlei Hinweis auf irgendetwas Auffälliges. Diese Hinweise gab es immer erst dann, als das Implantat bereits gesetzt war. Dass nämlich auf einmal, und ohne erkennbaren Grund, der direkte Nachbarzahn Beschwerden machte, die er vorher nie gemacht hatte. Nun stellte sich auf einmal heraus, dass der Zahnnerv des Nachbarzahns abgestorben war, ohne dass das dem Patienten oder dem Behandler klar war. Letztendlich erkennbar, in dem der Zahn geöffnet wurde und man keinen lebenden, roten Nerv herausholen konnte, sondern eine Masse, die einmal ein Zahnnerv war, aber schon lange nicht mehr funktionierte.

Nun fragt man sich: "Wie kann das sein?" Das muss doch an irgendetwas erkennbar sein. Wozu gibt es Röntgenbilder, klinische Funktionstests und vieles andere?

Die Wahrheit ist die, und genau das ist eines der großen Problemfelder bei "CMD-Patienten", dass die unphysiologische Horizontalbelastung des Zahnes, über Jahre und Jahrzehnte hinweg, zu einer chronischen Entzündung im Zahn führen kann. Und das Besondere an der "Chronizität" dieser Entzüdnung besteht eben darin, dass der Patient es nicht merkt und der Arzt häufig auch nicht.

Es gibt eben bedauerlicherweise keine sicheren Tests das zu erkennen! Häufig sind diese Nerven halbtot und halb leben sie noch. Sie reagieren auf Kältereiz aber nicht auf Klopfen. Im Röntgenbild zeigen sie keinerlei knöcherne Aufhellung um die Zahnwurzel herum. Ob einer der Gründe für derartig zunerhmende Ereignisse möglicherweise darin liegt, dass wir, ob wir wollen oder nicht, über Trinkwasser und Nahrungsmittel unentwegt geringe Dosen an Medikamentenrückständen, somit auch Antibiotika tagtäglich aufnehmen, kann man nur vermuten. Es wäre jedenfalls ein Argument, warum diese chronischen, unterschwelligen Entzündungen so oft unerkannt bleiben

Erfahrungsgemäß tritt dieses Problem bei Patienten jenseits der 40 auf und jedes Mal wieder ist es ein kleines Drama, weil man erst über das Problem am Implantat mitbekommt, dass der Zahn oder gar die Zähne neben dem gesetzten Implantat chronisch entzündet sind.

Häufig kommt dann der Gedanke, man sei vielleicht allergisch gegen Titanimplantate. Wir haben noch niemals eine derartige Allergie erlebt. Wenn man in diesen Fällen die benachbarten Zähne nachfolgend saniert, gelegentlich müssen diese sogar entfernt werden, dann wachsen die Implantate auf einmal auch knöchern ein.

Dies ist eines der Themen, die bisher, auch in der Implantologie, nicht gebührende Beachtung finden. Auftreten kann dieses Problem prinzipiell bei Jedem. Unserer Meinung nach tritt es bei "CMD-Patienten" häufiger auf.

Die Lösung liegt in aller Regel nun aber eben nicht darin, nachfolgend auf Implantate zu verzichten, sondern zu ergründen, warum diese nicht knöchern angewachsen sind und die Ursache dieses Problem anzugehen. Nicht erkannte chronische Entzündungsherde sind für den Gesamtorganismus niemals etwas Gutes.

Ein Behandler, der Implantate für notwendig erachtet, und dann, weil es auf einmal Probleme gibt, erklärt, man könne nun auch ohne Implantate zum Ziel kommen, wird sich zurecht die Frage stellen lassen müssen, warum er dann überhaupt Implantate zum Einsatz bringen wollte.

So hört man das von Patienten, die in der Vergangenheit Implantatverluste erlitten haben, immer wieder einmal. Man kann dann auch in diesen Fällen nur vermuten, dass in der Nähe des Implantats Zähne standen, die einen chronischen Entzündungsreiz in die knöcherne Umgebung abgegeben haben, der dann dazu führte, dass das Implantat nicht knöchern eingeachsen ist.

In extremen Fällen gilt es dann auch zu prüfen, ob es in Situationen, in denen die benachbarten Zähne umfangreich vorbehandelt sind, die Zähne nur noch parodonititsbedingt reduziert im Konchen stehen, funktionelle Probleme mit der hiermit verbundenen Behandlungsindikation bestehen, überhaupt sinnvoll ist derartige Zähne mit großem Aufwand und ungewisser Prognose zu erhalten. Oder ob man dann nicht lieber für klare Verhältnisse sorgt und diese Zähne lieber "opfert", und dafür dann aber einen Knochen erhält, der für die notwendigen Implantate beste Voraussetzungen liefert, so dass diese dann problemlos anwachsen können und möglichst lange halten.

Die Devise: "Halten des eigenen Zahnes bis zu letzten Patrone" kann in diesen Fällen kontraproduktiv sein und den Weg verbauen für eine bessere und vor allem längere Zukunft einer funktionstherapeutischen Rekonstruktion, die mit dem Ziel erstellt wirde, dem Patienten seine "CMD-bedingten-Beschwerden" zu nehmen.

Hier wird sich auch die konventionelle "Zahnheilkunde" fragen müssen, ob bestehende Behandlungspoaradigmen, den eigenen Zahn zu halten, bis nichts mehr geht und alles drum herum in "Schutt und Asche" liegt, noch in die Zeit passen. Gleiches wünscht man sich von manchem "Endodontie-Spezialisten", der den eigenen Zahn mit höchstem fachlichen und wirtschaftlichen Aufwand erhält und der Kollege, der darauf folgend dann den Zahn mit einer Krone versorgen will, zurecht die Frage stellt, wie er auf eine ausgehöhlte Zahnwurzel, die zu 75% aus Fremdmaterial besteht, noch die Substanz finden soll, um eine Hohlkehle für eine Kronenpräparation anzulegen.

Das sind eben die Probleme zunehmender "Spezialsierungen", ohne den Blick dafür, wer und was nach der eigenen Arbeit kommt. Ein Zahnarzt, der den Zahn selbst mit einer Krone versorgt, wird sich vorher genau überlegen, wie viel Endodontie der Zahn überhaupt verträgt, damit er hinterher noch mit einer Krone versorgt werden kann.

Genau diese Frage aber scheinen sich manche Endodontie-Spezialisten nicht zu stellen. Das mag auch daran liegen, dass es nach umfangreicher Erhaltung der vorhandenen Substanz, dem damit verbundenen hohen wirtschaftlichen Aufwand für den Patienten, meist geht es hier um 1000,- bis 3000,-€ je Zahn, dann unangenehm sein kann dem Patienten zu eröffnen, dass der Zahn zwar noch im Knochen liegt, aber nicht mehr genügend Substanz bietet, um dort sinnvoller Weise noch mit einer Krone versorgt werden zu können! Und..., ob es nicht besser gewesen wäre den Zahn lieber frühzeitig aufzugeben und für das gleiche oder sogar weniger Geld ein Implantat einzusetzen! Wovon der Patient mit Sicherheit! in so einem Fall mehr gehabt hätte!

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