Rekonstruierter CMD-Patient aus Ostholstein zur erneuten Gerüsteinprobe

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Manchmal vermag man kaum in Wort zu fassen, was einem so durch den Kopf geht.

In diesem Fall beweist sich die Formulierung:

Der Arzt schuldet nicht den Erfolg, sondern sein Bemühen!

Was ist passiert?

Im Rahmen einer relativ überschaubaren, implantatgetragenen Brückenversorgung kommt es zu einem Problem.

Und zwar zu einem, dass wir seit ca. 15 Jahren immer wieder mal hatten. Die Lösung erfolgte, wenn man das so sagen darf, handwerklich am Behandlungsstuhl, konkret durch Nachbearbeitung des Metall-Gerüsts.

Kennt man, macht man, funktioniert.

In diesem Fall aber ist irgendetwas noch anders, als sonst und man beginnt einer Sache auf den Grund zu gehen, von der man nicht mal ahnt, dass es sie geben könnte.

Es geht um das Ab knipsen eines Kunststoffhaltelements für Transferteile bei Implantat Arbeiten.

Der Vorgang dauert maximal eine Sekunde, man sieht das gekürzte Teil und denkt sich nichts dabei.

Sehen tut man übrigens auch nicht viel, weil besagtes Teil im weiteren Verlauf tief in einem Abdruck versch3indet und visuell auch nicht zu kontrollieren ist.

Man muss den Abdruck aufschneiden und einen Querschnitt bilden, um etwas sehen zu können!

Macht man nicht, warum auch.

Und nun kommt die Lösung eines hier 15 Jahre bekannten Problems, die man kaum glauben kann.

Durch ein hauchdünnes Loch, der Leser würde es vermutlich gar nicht sehen, dringt bei der Abformung dünnfließendes Material zwischen Kunststoffkappe und metallischem Transferteil ein.

Das bewirkt erst mal gar nichts.

Nun wird das Transferteil aber der Abdruckentnahme aus dem Mund von der kleinen Kunststoffkappe abgetrennt und hinterher wiedereingesetzt. Fachbegriff: reponiert!

Und nun passiert es.

Die kleine Fahne Abformmaterial, die bis eben noch unscheinbar und nichts verändernd zwischen Kunststoffkappe und Transferteil einfach so vor sich hin lag, schiebt sich nun auf einmal zwischen Kunststoffkappe und Transferteil, mit dem Ergebnis, dass das Transferteil nun nicht mehr in seine Ausgangsposition zurückfinden kann und, weil es praktisch etwas zu hoch steht, sich auch noch verdreht.

Was davon bemerkt der Behandler, der es macht?

Nicht, aber auch gar nichts!

Was bemerkt die Zahntechnikermeisterin im Labor?

Nichts, aber auch gar nichts!

Jetzt wird aus dem Abdruck mit dem Transferteil ein Meistermodell gefertigt auf dem dann die Implantataufbauten eingeschraubt und die zahntechnische Versorgung erstellt wird.

'Auf die Gipsmodelle sitzt alles Pico!

Und im Mund?

Dort sitzt es nicht, weil Modellsituation und Mundsituation eben nicht 100% übereinstimmen.

Das tun sie aber schon so nicht, wenn alles Pico läuft.

Hier aber läuft nicht alles Pico und der Behandler weiß natürlich nicht:

Handelt es sich nun um das ganz normale, systemimmanente Non-Pico oder ist hier das Non-Pico  somit das Symptom, dass etwas nicht so gelaufen ist, wie es hätte laufen können?

Wenn man das dann seit ca. 15 Jahren nicht immer, aber immer mal wieder erlebt, nämlich nur dann, wenn man die kleine gelbe Kappe mit einer Kneifzange kürzt, was eben mal notwendig ist und im anderen Fall eben wieder nicht, dann geht man ja davon aus, dass das ein Fehler ist, der aus der systemimmanenten Ungleichheit von Mund und Laborsituation entsteht.

Bis man irgendwann und zuallermeist durch Zufall auf ein Detailproblem aufmerksam wird, von dem man nicht einmal in seinen kühnsten Träumen glaubte, dass es ein derartiges Problem überhaupt geben könnte.

Es gibt es und wir haben es jetzt gefunden!

Hat da nun irgendeiner Schuld?

Die Firma, mit der wir seit 25 Jahren zusammen arbeiten erklärt uns, dass man die Kunden darauf aufmerksam mache, dass dieses kleine Loch, das beim abknipsen entstehen könnte, verschließen muss, bevor man abformt.

Sehr schön! Warum hat uns das Niemand erzählt? In 25 Jahren gemeinsamer Arbeit nicht?

Umso mehr freut man sich, dass man endlich ein Problem erkannt und gelöst hat, das uns seit 15 Jahren nervt.

Wie schön wäre es, wenn es der großen Politik gelingen würde, wenigstens eines der ganz vielen Probleme zu lösen, die uns schon mindestens genauso lange nerven?

Und genau da kann man erkennen, dass eben auch im zahnärztlichen Bereich Komplikationen auftauchen können, für die es schlichtweg keinen Schuldigen gibt, wo doch heute immer ein Schuldiger für alles möglich her muss!

Und jetzt kommt natürlich noch als I-Punkt oben drauf:

Warum sollte ein Arzt auf das Honorar für seine Arbeit verzichten, weil er an einem Detailproblem laboriert, von dem er jahrelange gar nichts weiß und vermutlich andere Kollegen auch nicht!

Genau da, und nun schließt sich der Kreis, verbirgt sich hinter der Formulierung:

Der Arzt schuldet sein Bemühen und nicht der Erfolg!

Dabei haben wir in den früheren Fällen am Ende auch den Erfolg gehabt.

Aber eben nicht so, wie das möglich gewesen wäre, wenn man um dieses Detailproblem gewusst hätte, sondern immer erst nach Umwegen, die man gegangen ist, weil man dem Patienten die Arbeit eben nicht so in den Mund einbringen wollte, wie das dann häufig einfach gemacht wird.

Da gewöhnen Sie sich schon dran!

CMD-Patienten nur leider eben nicht!

Deshalb sind wir der Sache diesmal auf den Grund gegangen!

Vielleicht war es ein besonderer Tag, der Chef hatte einen Gedankenblitz, oder aber der Liebe Gott war kurz im Raum!

Wir wissen es nicht.

Was wir wissen, dass dieses Detailproblem kein zweites Mal unsere Arbeit behindern wird.

Ach, man könnte noch so viel beschreiben, was einem da alles durch den Kopf geht.

Übrigens gibt es bei Implantatarbeiten noch zig andere Probleme, die mit dem hier beschriebenen nichts, aber auch gar nichts zu tun haben.

Auch da schulden wir unser Bemühen!

Für die implantatgestützte Geschiebebrückenversorgung, die heute auf Implantat 47 neu zementiert werden musste, gibt es jetzt endlich auch eine Lösung.

Das aber ist dann wieder eine noch ganz andere Geschichte, mit ganz anderen Detailproblemen und deren Lösungen.

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