Rekonstruierte CMD Patientin aus Salzwedel im Erhaltungsrecall

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Mit Bezug auf die Beschwerden, mit denen sich die Patientin einst hier vorgestellt hatte, geht es ihr sehr gut.

Ein Problem gibt es allerdings und dafür gibt es, trotz zigfacher interdisziplinärer Untersuchungen, keinerlei Erklärung.

In der damals laufenden Behandlung hat sich im Bereich des rechten Oberkiefers ein Schmerzgeschehen etabliert, und zwar bevor dort Implantate inseriert worden sind, für das es keinerlei Erklärung gibt.

Ursprünglich ging man davon aus, dass es irgendeinen Zusammenhang zu einer alten, bestehenden Wurzelfüllung hätte geben können. Alle weiteren Maßnahmen, von der Entfernung des Zahnes bis hin zu einer Sanierung des periapikalen Bereichs des inzwischen entfernten Zahnes führten zu nichts. Es war damals noch Verdacht, dass ein objektiv erkennbarer Wurzelfüllmaterialüberschuß die Ursache dieser Beschwerden hätte sein können. Eine Entfernung des Wurzelfüllüberschusses unter Lupenkontrolle ergab allerdings auch keinerlei Besserung der Situation. Was man in dem Fall definitiv auszuschließen vermag, dass es einen Zusammenhang zu Implantaten geben könne, denn dieser wurden zeitlich erst danach inseriert und waren Voraussetzung einer funktionstherpeutischen Totalrekonstruktion des Kauorgans.

Die Patientin hat so ziemlich alles ausprobiert, was man sich nur vorstellen kann. Bis hin zum Akupunkteur und Naturheiler.

Dass diese Beschwerden nichts mit den ursprünglich behandlungsindizierenden Ausgansbeschwerden zu tun haben, wurde ebenfalls aufwändigst abgeklärt und von der Patientin bestätigt.

So etwas kommt selten vor, aber es kommt vor.

Es gibt selten, aber es gibt sie eben, Fälle, in denen im Rahmen medizinischer Maßnahmen zeitliche Ereignisse zusammenfallen, die einen unterschiedlichen Ursprung haben.

Für die Patienten ist das immer ganz einfach. Für die reicht oftmals der zeitliche Zusammenhang, um eine Kausalität zu begründen.

Oftmals ist das auch so, aber eben nicht immer und schon gar nicht zwangsläufig.

Für den Arzt ist das noch schwieriger, vor allem, wenn für den betroffenen Patienten der Fall klar wie Kloßbrühe ist.

Dabei gibt es eine schöne Bezeichnung für dieses schwierige Phänomen:

"Post hoc ergo propter hoc Trugschluß"

Bedeutet: Nur weil etwas in zeitlicher Abfolge auftritt ist damit noch lange nicht gesagt, dass der eine Vorgang etwas mit dem anderen ursächlich zu tun haben müsse.

Zeitlich ja schon, denn das gerade ist das Problem, aber eben nicht ursächlich.

Ganz typisches Beispiel:

Patient bekommt rechts unten auf Zahn 6 eine Krone.

3 Wochen später kommt der Patient mit Beschwerden, ja genau, rechts unten.

Für den Patienten ist es sonnenklar: Es muss mit der gerade vor drei Wochen eingesetzten Krone zu tun haben.

Nun vermag der Verfasser dieses BLOGs nur für sich alleine zu sprechen.

In über 90% der Fälle stellt sich dann, nach meist aufwändiger und nicht immer ganz leichter Diagnostik, denn der betroffene Patient kennt seinen Körper natürlich besser, als jeder Arzt, heraus: Es ist der Zahn daneben!

Woran das liegt und warum das nun in diesem zeitlichen Kontext auftritt ist schwer nachvollziehbar, aber so ist es.

Man nennt es auch: Berufserfahrung oder Intuition, wenn man es als erfahrener Behandler in einer derartigen Situation praktisch schon "im Urin hat", dass es vermutlich der Zahn daneben sein könnte. Dabei aber nie aus den Augen verliert, dass es eben auch der gerade versorgte Kronenzahnsein könnte, denn hier, der belesene Nutzer dieses BLOGs weiß es inzwischen, lauert immer das Thema: "Chronische Pulpitis", und das ist dann ein ganz undankbares Thema, weil man es objektiv kaum zu belegen vermag und hier noch mehr auf die Intuition und das vertrauensvolle Gespräch mit dem Patienten angewiesen ist.

Die klinische und radiologische Situation der Patientin ist vollkommen stabil und ohne jede weitere Behandlungsnotwendigkeit.

Sehr gute Mundhygiene, wie eigentlich bei allen funktionstherpeutischen rekonstruierten CMD Patienten.

 

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