Patientin aus Heidelberg nach der ersten Nacht
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Natürlich wäre es toll, wenn man hier berichten könnte, dass alles immer nach Plan und in größter Harmonie verläuft.
Die Realität ist hingegen regelmäßig eine andere.
Der Patient war schon bei zig Vorbehandlern, die zwar alle nichts verbessern konnten, aber alle ganz viele schlaue Dinge erzählt haben.
Der Fall ist schon eh ein schwieriger, denn sonst käme Niemand von Heidelberg nach Kiel angefahren.
Hinzu kommt, dass jeder Fall ein eigener ist und man eben doch nie so ganz genau weiß, wie sich was entwickelt und vor allem wodurch was verursacht wird.
Die Wahrheit ist nämlich nach wie vor die, dass vieles, was wir hier jeden Tag erleben, in keinem Lehrbuch steht. Es dazu keine Studien und Untersuchungen gibt, außer denen, die wir hier publizieren.
Dazu kommt meist noch verschärfend, dass sich die Patienten, angesichts der oben beschriebenen Umstände, schon lange versucht haben sich ihr eigenes Bild des Beschwerdegeschehens zu machen. Vor allem, wie was zusammen hängt und worduch was versursacht wird.
Hier zum Beispiel, dass die Patientin glaubt, fehlbelastete, verkrampfte Muskeln würden am n. alveolaris inferior ziehen und dadurch Schmerzen im Nerven des rechten Unterkieferastes auslösen.
Man darf das hier so sagen: Absoluter Unsinn, aber die These steht eben im Raum und gegen die muss sich der Behandler erst einmal durchsetzen, erst recht dann, wenn nicht die erwünschte kurzfristige Wunderheilung, per Aufbissbehelf, eintritt, und das in kürzest möglicher Zeit.
Hier lief es gestern behandlungstechnisch sehr gut, bis zum letzten Behandlungstermin.
Dann, etwa gegen 20:00 muss etwas passiert sein.
Wir VERMUTEN, dass sich im bindegewebigen Apparat eines/beider Kiefergelenke etwas verändert hat, möglicherweise eine Verklebung, Doppelung des stratum superius oder der bilaminären Zone und damit verbunden eine minimale Veränderung der Positionierung des Kiefergelenkköpfchens in der Gelenkpfanne. Was wiederum zu einer Veränderung der messbaren Okklusion führt.
Denn genauso ist es ja: Die ursächliche Veränderung selbst ist durch nichts, aber auch gar nichts erkennbar. Schon gar nicht durch das Zaubermeittel "MRT". Die Veränderung ist nur an den Folgewirkungen erkennbar, nämlich der Veränderung der Okklusion. Wenn man so will arbeitet das Uhrwerk im Dunkel der Kiefergelenke und was wir als Veränderung der Zahnräder im Uhrwerk wahrnhmen können, ist die Veränderung der Uhrzeiger. Die Uhrzeiger entsprechen daher, analog bei Funktionsstörungen des Kauorgans, dem Zusammenbiss der Zähne. Wir sehen nicht, wie di Zahnrädr sich drehen und verändern (Kiefergelenke), nehmen das aber an der Veränderung der Zeiger wahr (Okklusionskontakte zwischen Zähnen des Oberkiefers und des Unterkiefers).
Die Patientin beschreibt eine deutlich wahrnehmbare Veränderung der Bisslage. Nur noch linksseitiger okklusaler Kontakt.
Nun hat die Patientin etwas gemacht, was wir nicht so toll finden.
Den Aufbissbehelf ausgegliedert, weil sie wieder Schmerzen bekam.
Heute Morgen dann Kontrolle des Aufbissbehelfs, bei nicht getragenem Aufbissbehelf.
Und dann haben wir sogar mal Glück gehabt, denn die, von der Patientin beschriebene Veränderung der Bisslage, war auch heute Vormittag noch messbar.
Es folgten weitere Gespräche und in Korrektur der Okklusion.
Inzwischen ist auch der Patientin klar, dass geringste okklusale Störungen, im Bereich weniger 1/1000 Millimeter bei ihr zu großem Unbehagen, gar Schmerzen führen.
Nach mehreren feinokklusalen Korrekturen, im Bereich weniger Mikrometer, geht es der Patientin jetzt wieder recht gut.
Die Patientin geht heute in ein engmaschiges Kontrollprogramm und dann werden wir sehen.
Auch eines der ganz großen Themen in diesen Behandlungen:
Der Aufbau eins Vertrauensverhältnisses, mit einem Patienten, der aufgrund seiner Vorgeschichte, kaum noch in der Lage ist Vertrauen aufzubauen.
Die Ralität ist oftmals die, dass über die "Kämpfe" der Ideen hinaus dieses Vertrauen erst in kürzster Zeit aufgebaut werden muss. Ansonsten geht gar nichts.
Das ist aber eben kein einseitiger Prozess, sondern ein beidseitiger, wobei der Patient bereit sein muss sich in die Hände des Arztes zu begeben und nicht anders herum, wie woke Patientenbeschützer meinen.
Wenn der Patient sich selbst helfen könnte, würde er nicht auf dem Behandlungsstuhl sitzen und der Arzt benötigt keine Behandlung durch den Patienten.
Über den Tag hinweg finden 5 Kontroll-, Korrektur-, und Beratungstermine statt.
Man lernt sich, ob man das nun will oder nicht, mehr und mehr kennen.
Anders geht es auch nicht.
Über den Tag und die vielen Aufklärungen hinweg, stabilisiert sich das Bild und es wird immer deutlicher, dass die Patientin äußerst sensibel auf feinste okklusale Unebenheiten reagiert.
Ohne dass man das objektiv zu vermessen vermag geht es hier um Größenordnungen von ca. 3, 4 5 Mikrometern, die darüber entscheiden, ob es der Patientin gut geht, oder nicht.
Der Beschwerdelvel liegt bei 3-4, was von der Patientin als äußerst angenehm wahrgenommen wird.