Patientin aus Leipzig zur Versorgung der Oberkieferfrontzähne
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Die definitive Rekonstruktion und damit verbunden die Einstellung einer physiologischen Okklusion schreitet planmäßig voran. In einem letzten Versorgungsschritt werden die Laborgefertigten Dauerprovisorien im Oberkieferfrontzahnbereich gegen definitive, vollkeramische Rekonstruktionen, hier Teilkronen ausgetauscht.
Auch hier wieder eine Situation, die von der Norm abweicht. Statt sechs Zähnen in der Oberkieferfront, hat die Patientin nur fünf Zähne. Dennoch ist es möglich eine Fronteckzahnführung zu etablieren, die zwar nicht aussieht, wie "normal", aber dennoch funktioniert, wie "normal.".
Die Patientin ist inzwischen auf dem Weg zurück nach Leipzig.
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Im zeitlichen Zusammenhang mit der Versorgung der Frontzähne wurde die Versorgung der Wurzelkanalbehandlung des Zahnes 27 in Angriff genommen.
Es ist in Worten fast unmöglich zu beschreiben, wie schwierig die Wurzelkanalbehandlung eines endständigen Molaren ist, der auf der Speeschen Kurve dann auch noch nach distal geneigt ist.
Schon bei der Wurzelfüllung stellte sich heraus, dass es ein Problem gibt, in Form einer distalen Perforation des Zahnes. Wodurch diese entstanden ist, ist im Nachhinein nicht aufzuklären, letzten Endes für die Lösung des Problems auch ohne Belang.
In einem ersten Kontrolle Röntgenbild bestätigte sich der Verdacht einer Perforation und deutlich erkennbar ist, dass überschüssiges Wurzelfüllmaterial nach distal in den Kieferknochen hin transportiert wurde.
Nachdem in einem zweiten Anlauf dann der dritte Wurzelkanal, trotz einer erheblichen Abknickung verfüllt werden konnte, wurde die distale Perforation, nach Absprache mit der Patientin, mit einem Silberamalgam von innen her verschlossen.
Warum Silberamalgam? Weil dieses Material unter Feuchtigkeitszutritt korrodiert. Das heißt, wir versuchen das Loch der Perforation von innen her zu schließen und abzudichten. Was wäre da geeigneter als ein Material, das unter Feuchtigkeitszutritt korrodiert und etwaige Undichtigkeiten "zurostet". Das hört sich zwar etwas banal an, war aber der Riesenvorteil der viel gescholtenen Amalgamfüllungen. Ein Material, das unter widrigsten Bedingungen zu dichten Verschlüssen führt. Deshalb findet man unter alten Amalgamfüllungen, die entfernt werden, praktisch so gut wie nie Sekundärkaries. Das ist unter Kunststofffüllungen vollkommen anders.
Man ist es als Zahnarzt leid zu diesem Thema noch etwas zu sagen. Fest steht aber, dass zumindest unter dem Gesichtspunkt der Dichtigkeit von Füllungen und damit auch der Langzeiterhaltbarkeit von Zähnen das sogenannte Silberamalgam ein Material war, das durchweg hervorragende Ergebnisse erzielte. Ganz im Gegensatz zu aktuellen Füllmaterialien im Seitenzahnbereich, heißen sie nun Kunststoff oder Glasionomerzemente.
Letzten Endes ist das Thema kein Thema im CCK, weil Silberamalgam hier alle Jubeljahre einmal und wenn dann auch nur in vollkommen außergewöhnlichen Situationen verarbeitet wird. Der Bestand, der hier noch an Silberamalgam vorhanden ist reicht für derartige Fälle noch bis zum Berufsende des Autors. Die letzte Silberamalgamfüllung ist hier in Kiel bereits Ende der 90er Jahre verarbeitet worden.
Es ist schlichtweg nicht möglich mit Silberamalgamfüllungen Bisse korrekt einzustellen.
Das Material liegt zudem im Inneren des Zahnes eingeschlossen und ersetzt einen Stiftaufbau, der angesichts der komplexen Wurzelkanalgeometrie und der ungünstigen Lage des Zahnes nicht ohne erhebliches Risiko hätte erbracht werden können.
Die Vorgehensweise ist sicherlich unkonventionell, in jedem Fall aber vertretbar, angesichts des Umstandes, dass der aufwändig wurzelkanalbehandelte Zahn 27 ansonsten aller Voraussicht nach hätte entfernt werden müssen.
Das abschließende Röntgenbild zeigt die beschriebenen Probleme und die sehr gute Verfüllung der drei Wurzelkanäle trotz äußerst ungünstiger Arbeitsvoraussetzungen.
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Verfüllung aller drei Wurzelkanäle und Verschluss der distalen Perforation von innen her. Wenn der Zahn ruhig bleibt, dieser in regelmäßigen Abständen klinisch und radiologisch kontrolliert wird, vermag eine derartige Versorgung über sehr lange Zeit im Mund und in Funktion zu verbleiben.
Selbst wenn es irgendwann im Bereich der distalen Perforation zu einem Problem kommen sollte, wäre zu prüfen, ob diese Perforation mit einem distalen Kronenrand abgedeckt werden kann. Dazu müsste es aber erst einmal zu einem erkennbaren Problem kommen.
Die definitive Krone ist zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht wieder eingesetzt.