Unkontrolliertes Tragen eines Aufbissbehelfs über Monate führt zu einem Riesenproblem
Als der Aufbissbehelf vor circa 5 Monaten eingegliedert wurde, bestand zwischen den Frontzähnen des Ober- und Unterkiefers ein funktionell eingestellter Spalt von ca. 40/1000 Millimetern.
Danach wurde standardgemäß eine Instrumentelle Okklusionsanalyse durchgeführt.
Nach ca. 3 monatigem, unkontrollierten Tragen des Aufbissbehelfs, beträgt der Spalt zwischen den Zähnen des Ober- und Unterkiefers mehrere Millimeter.
Diese Diskrepanz kommt dadurch zustande, dass es seit der letzten Kontrolle des Aufbissbehelfs, Anfang Oktober 2014, im Seitenzahnbereich zu Stellungsänderungen der Oberkieferzähne gekommen sein muss. Nicht im Bereich der Unterkieferzähne, denn ansonsten könnte die Patientin den Aufbissbehelf nicht mehr ein und ausgliedern!
Ohne kontinuierliche Kontrolle hat der Aufbissbehelf daher zu einer ungewollten "kieferorthopädischen Behandlung" einzelner Zähne im Oberkiefer geführt. Diese Stellungsänderungen haben dann wiederum dazu geführt, dass der Aufbissbehelf nicht mehr korrekt die Bisslage verschlüsselt und im Bereich der Frontzähne zu einem deutlichen Spalt führt.
In dieser Situation ist es vollkommen unsinnig den Aufbissbehelf einfach nur erneut anpassen zu wollen, in der Erkrenntnis, dass die Zähne im Oberkiefer zur Zeit nur deshalb da stehen, wo sie stehen, weil sie durch den Aufbissbehelf, der unkontrolliert über Monate getragen wurde, nicht mehr korrekt sitzt. Die Zähnen also ungewollt in ihrer Stellung auf dem Kieferkamm verändert worden sind.
Auf den drei linken Bildern erkennt man die Situation der Frontzähne in einer Bisslage in weitgehender zentrischer Kondylenposition, aktuell am 29.01.2015.
Auf dem rechten Bild sieht man, was die Patientin macht. Um die okklusalen Störungen im Seitenzahnbereich auszugleichen, schiebt sie den Unterkiefer so weit nach vorne, bis der Aufbissbehelf an die Innenseite der Oberkieferfrontzähne stößt.
Ursprünglich war es die Aufgabe des Aufbissbehelfs die Störungen im Biss der Patientin auszugleichen. Das hat derAufbissbehelf auch geleistet und der Patientin ging es im September/Oktober 2014 beschwerdetechnisch besser.
Inzwischen gleicht die Patrientin, die durch den unkontrolliert getragenen Aufbissbehelf ausgelösten Verschiebungen von Oberkieferseitenzähnen und die dadurch hervorgerufenen Störungen im Biss dadurch aus, dass die Patientin kompensatorisch den Unterkiefer dreidimenisonal nach vorne schiebt. Ergebnis: Die Beschwerden sind inzwischen eindeutig schlimmer geworden!
Im Prinzip hat die Patientin jetzt mit Aufbissbehelf die gleiche Situation, die sie hatte, bevor sie ohne Aufbissbehelf das erste Mal das "CMD-CENTRUM-KIEL" aufgesucht hat.
Die Patientin war im vergangenen Jahr zur zahnärztlichen Funktionsdiagnostik in Kiel. Die vielfachen Beschwerden besserten sich unter Einsatz eines adjustierten Aufbissbehelfs nachweislich und reproduzierbar. Im Oktober wurde dann eine Instrumentelle Okklusionsanalyse erstellt und mit einer Behandlungsplanung abgeschlossen.
Seitdem haben wir von der Patientin nichts mehr gehört.
Die Patientin stellt sich heute vor und möchte Korrekturen an dem Aufbissbehelf vornehmen lassen, weil der Beschwerdelevel sich in den vergangenen Monaten kontinuierlich wieder gesteigert hat.
Bei der Inspektion des Aufbissbehelfs im Munde offenbart sich die "Katastrophe" auf die wir immer und immer wieder hinweisen. Wenn eine Aufbissbehelf über die Phase der zahnärztlichen Funktionsdiagnostik vom Patienten unkontrolliert, also ohne Kontrolle durch den Behandler getragen wird, dann kann als eine unerwünschte Nebenwirkung eintreten, dass der Aufbissbehelf wie eine kieferorthopädische Apparatur wirkt.
In diesem Falle war zu erkennen, dass sich Zähne im Oberkiefer in ihrer Stellung auf dem Kieferkamm in den vergangenen Monaten verändert haben müssen.
Der gesamte Biss, mit Aufbissbehelf stimmt nicht mehr! Der Biss ohne Aufbissbehelf stimmte schon vorher nicht mehr und jetzt noch weniger!
Die einzige Möglichkeit das Problem in den Griff zu bekommen besteht nunmehr darin den Aufbissbehelf auszugliedern und ca. 4 Wochen zu warten, damit die Zähne sich wieder in das muskuläre Gleichgewicht zwischen Zungenmuskulatur und Wangen und Lippenmuskulatur einstellen können.
Erst dann kann eine neuer Aufbissbehelf erstellt werden und die gesamte Funktionsdiagnostik beginnt von Vorne.
Im Prinzip ist das der "worst-case", der in einem derartigen Fall passieren kann.
Aus diesem Grunde klären wir jeden Patienten darüber auf, dass ein Aufbissbehelf nicht über längere Zeit unkontrolliert getragen werden darf und darüber hinaus, dass wir dann, wenn ein Patient mit einem derartigen Aufbissbehelf nach Monaten in das "CMD-CENTRUM-KIEL" kommt, mit dem Wunsch, wir sollten korrigierende Maßnahmen an einem derartigen Aufbissbehelf im Munde vornehmen, wir dies nicht durchführen! Die 'Probleme, die durch das unkontrollierte Tragen des Aufbissbehelfs entstanden sind, können zum einen nicht durch einen Blick in den Mund erkannt und somit auch nicht durch Maßnahmen im Munde behoben werden.
Alle korrigierenden Maßnahmen müssen in einem Artikulator, nach vorheriger Registrierung der Bisslage, vorgenommen werden. Da es zudem nicht möglich ist einen bestehenden Aufbissbehelf auf neu gewonnene Modelle mit einer Passgenauigkeit von wenigen 1/1000 Millimetern aufzupassen, muss der Aufbissbehelf zwangsläufig neu erstellt werden.
Das bedeutet: Aufbissbehelfe, die länger getragen werden sollen, müssen ca. alle vier Wochen intensiv im Mund überprüft und feinkorrigiert werden.
Mit diesem Bild einer stark gestörten statischen und dynamischen Okklusion begann alles.