Patientin aus Bamberg zur Besprechung der Instrumentellen Okklusionsanalyse
1. Habituelle Bisslage
Sperriger Aufbissbehelf auf dem Weg von der habituellen zur neuromuskulär zentrierten Bisslage
2. Neuromuskulär zentrierte Bisslage
3. Diagnostisches wax up in neuromuskulär zentrierter Bisslage
In einer langen Besprechung wurden die verschiedenen Aspekte des Behandlungskomplexes besprochen. Vorliegende Parodontalerkrankung mit deutlichem Schwund des zahntragenden Alveolarknochens, in Verbindung mit unphysiologischem Horizontalschub auf den vorhandenen Zähnen, verursacht durch die gestörte statische und dynamische Okklusion der Patientin. Möglichkeiten der Versorgung des Unterkieferfrontzahnbereichs mit mehreren Implantaten. Die Patientin und deren Ehemann wägen jetzt die verschiedenen Gesichtspunkte möglicher Vorgehensweisen ab.
Die Situation stellt sich aus Sicht der Patientin derart dar, dass sie seit vielen Jahren und mit jeder neuen zahnärztlich-prothetischen Behandlungsmaßnahme immer schlechter kauen konnte. Es kamen schmerzhafte Beschwerden hinzu. Weiterhin muskuläre Verspannungen.
Hinzu kam dann ein Zahnverlust in der Unterkieferfront.
Mehrere aufgesuchte Implantologen im fränkischen Raum erklärten dann eine Implantation im Unterkieferfrontzahnbereich käme erst in Frage, wenn die Bissverhältnisse korrekt eingestellt worden seien. So fand die Patientin keinen Behandler, der bereit war: 1. Die notwendigen Implantate im Unterkieferfrontzahnbereich zu setzen und keinen Behandler, der sich in der Lage sah die schwierige dysgnathe Bisslage mit neuen Kronen zu versorgen.
Das war letzten Endes der Grund, warum sich die Patientin an das CMD-Centrum-Kiel wandte.
Das waren aber noch nicht alle Probleme des Falles.
Die Behandlung und aufklärende Diagnostik mit einem adjustierten Aufbissbehelf war durch die extrem dysgnathe Bisslage der Patientin dadurch besonders erschwert, weil der Aufbissbehelf, der den Biss korrigieren soll, derart "sperrig" ausfiel, dass die Patientin diesen zwar tragen, aber nicht damit essen konnte.
Gerade beim Essen aber hatte die Patientin die stärksten Beschwerden.
In den Wochen der Tragedauer zeigte sich nun aber eine Tendenz der Beschwerdelinderung und auch im Rückenbereich kam es zu positiven Veränderungen. Beim Essen muss die Patientin den Aufbissbehelf heraus nehmen, so dass es nicht möglich ist diagnostisch aufzuklären, ob es nach einer möglichen Einstellung der Bisslage mit zahntechnischen Rekonstruktionen zu einer Verbesserung der Beschwerden kommen wird!
Gleichzeitig stellte sich heraus, dass die notwendigen Implantationen im Unterkieferfrontzahnbereich ohne weiteres möglich wären, weil auf Grund der dysgnathen Bisslage kein Kontakt zwischen Ober- und Unterkieferfrontzähnen zustande kommen würde, wie auch immer der Fall weiter behandelt wird.
Eine kieferchirurgische Intervention scheidet für die Patientin auf Grund ihres fortgeschrittenen Alters aus.
Die Behandlungserfordernisse sind nun folgende:
1. Parodontalbehandlung mit nachfolgendem Recall
2. Implantatversorgung Unterkieferfrontzahnbereich
3. Einstellung der Bisslage mit Laborgefertigten Dauerprovisorien
4. Endgültige funktionstherapeutische Versorgung
Alternativ wäre denkbar:
"Laissez faire Behandlung" mit einer Implantatversorgung im Unterkieferfrontzahnbereich aus kosmetischen Gründen, unter Beibehaltung der bekannten Beschwerdesituation.
Die Patientin und nur die Patientin muss nun, angesichts der Unmöglichkeit mit einem Aufbissbehelf auszuprobieren, ob es auch beim Essen in einer korrigierten Bisslage zu einer Besserung der funktionellen Beschwerden kommt, abwägen zwischen einer mehr kosmetisch orientierten Behandlung im Unterkieferfrontzahnbereich bei Beibehaltung der funktionellen Beschwerden oder aber der Einstellung der Bisslage, die zumindest der Patientin wieder eine regelrechte Kaufunktion ermöglichen wird und so muss man hoffen, nachfolgend auch zu einer Linderung der schmerzhaften Beschwerden, weil die betroffenen Strukturen des Kauorgans nicht mehr unphysiologisch belastet werden.
An diesem Fall kann man sehr gut die verschiedenen Probleme und Notwendigkeiten einer derart komplexen Gemengelage studieren. Egal, wie auch immer: Erst einmal muss der Patient in der Lage sein sich ein Bild über die verschiedenen Behandlungsvarianten zu machen, bevor er dann eine möglicherweise weitreichende Entscheidung fällt.
Das ist es dann auch, was diese Komplexbehandlungen so schwierig aber auch so interessant macht.
Dass es günstig für eine derartige Behandlung ist, wenn ein Behandler in der Lage ist alle genannten Behandlungsleistungen in Eigenregie zu erbringen, liegt auf der Hand.
Für die Patientin ist das, angesichts der weiten Entfernung und des erheblichen Umfangs der Behandlung eine schwierige Entscheidung.