Patientin aus Aachen macht uns fassungslos und was Hunde im Behandlungszimmer zu suchen haben!
Es gibt Behandlungsfälle, über die möchte man sich lieber ausschweigen, weil es einem peinlich ist darüber zu berichten. Und doch lässt sich daraus manches ableiten, was auch zu dem Thema CMD dazu gehört.
Was ist passiert?
Am gestrigen Tag um 09.00 hat die Patientin aus Aachen absprachegemäß ihren Termin wahrgenommen. Es laufen die üblichen Untersuchungen. Zu einem kleinen Zwischenfall kommt es, weil die Patientin gern über ihre vielen Misserfolge bei vielen Ärzten in den vergangenen Jahren berichten möchte. Es sind sehr viele Ärzte. Die Zeit ist knapp, denn das Nachweisverfahren einer CMD unter Anwendung eines adjustierten Aufbissbehehelfs soll durchgeführt werden und der Aufbissbehelf so früh wie möglich am gestrigen Tag eingegliedert werden.
Das fast Unfassbare gelingt! Im Rahmen der manuell provokativen Untersuchungen gelingt es durch Provokation bestimmter Gewebestrukturen nicht nur die Schmerzen der Patientin auszulösen, sondern auch noch den bestehenden Schwindel und das Unwohlsein. Für die Patientin unangenehm, für das Behandlungsteam eines dieser kleinen Wunder! Die Stimmung steigt beim Behandlungsteam, dass es möglich sein wird den Nachweis der Kausalität zu führen und der Patientin nachweisen zu können, dass ihre vielfachen Beschwerden die Symptome einer CMD sind. Natrülcih bedeutet das dann auch, dass eine Behandlung möglich sein wird mit dem Ziel die vorhandenen Beschwerden zu beseitigen.
Der Aufbissbehelf muss im Oberkiefer eingegliedert werden, weil im Oberkiefer Zähne fehlen. Oberkieferaufbissbehelfe sind für den Patienten nicht so angenehm zu tragen wie Unterkieferaufbissbehelfe, weil sie zum einen sperriger sind und zum anderen besser gegen Abzugs- und Kippkräfte verankert werden müssen, als Unterkieferaufbissbehelfe. Hinzu kommen starke Verschachtelungen der Zähne.
Aber, das nächste kleine Wunder gelingt. Um 14.00 Uhr, keine 5 Stunden, nachdem die Patientin erstmals das CMD-CENTRUM-KIEL aufgesucht hat, ist ein Aufbissbehelf eingegliedert und nach kurzer Zeit die Okklusion eingestellt. Alles läuft bestens, bis auf....
Die Patientin betrachtet den Aufbissbehelf als Fremdkörper. Nachvollziehbar, weil die drei Aufbissbehelfe, die die Patientin mitgebrachte hatte, waren alle im Unterkiefer platziert, hatten nur leider nicht nur keine Wirkung, sondern einer der Aufbissbehelfe hatte der Patientin zusätzliche Beschwerden verursacht. Bereits nach wenigen Minuten erklärte die Patientin, sie würde den Aufbissbehelf nicht tragen wollen.
Nachdem eine Mitarbeiterin sich intensiv mit der Patientin beschäftigt hatte, gelingt das Ein- und Ausgliedern des Aufbissbehelfs durch die Patientin tadellos. Die Klippe scheint umschifft.
Um 16.00 Uhr ruft die Patientin in der Praxis an und bricht die Behandlung ab!
Begründung: "Dr. von Peschke sei "egoistisch" und "grob"!
Ratlosigkeit!
Was war im Vorwege passiert?
Die Patientin hatte vor ihrem Besuch wiederholt in der Praxis angerufen und sich Informationen eingeholt! Direkt vor der Behandlung hat die Patientin dann die Praxis konsultiert, ob es möglich sein, dass sie ihren Hund mit in die Behandlung bringen könne. Das wurde mit Hinweis auf die hygienischen Verhältnisse in einer Arztpraxis abgelehnt. Daraufhin rief die Patientin mit zeitlichem Abstand bei einer anderen Mitarbeiterin an, um erneut anzufragen, ob sie ihren Hund mit in die Behandlung bringen könne. Auch das wurde von der anderen Mitarbeiterin, mit Bezug auf die Hygiene in einer Arztpraxis, abgelehnt.
In der Behandlung selbst wollte die Patientin sich über ihre bisherigen Ärzte beklagen, was angesichts der zeitlichen Gegebenheiten nicht nur kontraproduktiv ist, sondern auch die Herstellung des dringend notwendigen Aufbissbehelfs verzögert hätte. Die Patientin ist enttäuscht, hatte sie doch umfangreiche Unterlagen, Schienen und CDs mit MRTs und anderen bildgebenden Verfahren mitbegracht, die für die anstehenden Untersuchungen keinerlei Bedeutung haben. Die Schilderungen über das, was ihre Physiotherapoeuten und vielen Vorbehandler meinten, und das bei ihr alles anders sei und noch nie erlebt, wird nur am Rande kurz angerissen.
Das größte "Drama" war für die Patientin vermutlich, dass es im Rahmen der Untersuchungen gelungen ist, genau die Beschwerden auszulösen, wegen denen die Patientin den weiten Weg nach Kiel auf sich genommen hatte.
Das, was aus der Sicht des Behandlungsteams der "Große Durchbruch" des Falles hätte werden können, war für die Patientin vermutlich "Grob"!
Dass in der Behandlung keine Zeit dafür da ist, sich ausgiebig über die Unfähigkeit anderer Ärzte zu unterhalten, sondern die eigenen Untersuchungen voranzutreiben, vermutlich das, was die Patientin als "egoistisch" bezeichnet.
Zunehmende Irritation erzeugte bei der Patientin im Weiteren die Aufklärung darüber, dass, sollte es gelingen den angestrebten Nachweis einer CMD zu erbringen eine umfangreiche Behandlung notwendig werden würde, die sich in derartigen Fällen über zwei Jahre hinziehen würde, weil hier unter anderem erst einmal Implantate gesetzt werden müssten, um einen Verlust 20 Jahre nicht vorhandener Zähne im Seitenzahngebiet auszugleichen.
Wiederholt fällt von Seiten der Patientin das Wort "Angst", was dazu führt, dass man erklären MUSS, dass Angst in diesen Fällen kein guter Ratgeber ist, und man sich vor Augen halten muss, dass die Alternative folgend ist: 2 Jahre mit teilweise unangenehmen Behandlungen und danach weitere 30 oder 40 Jahre beschwerdefreies Leben, oder keine Behandlung und weitere 30 oder 40 Jahre Schwindel, Schmerzen und Beschwerden.
Man ist als Behandlungsteam regelrecht von Schockstarre erfasst, zu erleben, wie eine Patientin, bei der man vermutlich ganz kurz vor dem entscheidenden Nachweis der Kausalität ihrer umfangreichen Beschwerden zu den Problemen ihre Kauorgans steht, sich derart inadäquat verhält und die Patientin offensichtlich nicht mehr in der Lage ist vernünftige Entscheidungen zu fällen.
Es gilt die Entscheidung des Patienten zu akzeptieren. Selbst dann, wenn man am Liebsten hinterher rufen möchte, der Patient solle zur Besinnung kommen!
Was der ganze Sinn dieser Aktion war, lässt sich nicht sinnvoll erfassen.
Außer der Erkenntnis, dass was für eine derartige Patientin "egoistisch" und "grob" ist, für die Untersuchung und Diagnostik vermutlich der "große Durchbruch" gewesen wäre.
Man kann leider nicht immer helfen und es funktioniert eben nicht, wenn ein Patient Vorstellungen von seiner Behandlung hat, die primär darauf ausgerichtet sind die Vorstellungen des Patienten zu befriedigen und nicht die fachlichen Anforderungen an derartige Untersuchungen und Behandlungen.
Ob es nun die nicht erfüllten Vorstellungen der Patientin an die Behandlung sind. Beginnend bei der Weigerung einen Hund in die Praxis mitnehmen zu dürfen, die unangenehmen Erlebnisse der manuell-provokativ-orthopädischen Untersuchungen im Nachweisverfahren einer CMD sind, der bestimmt im Sinne eines Fremdkörpers nicht angenehme Aufbissbehelf im Oberkiefer, oder aber die Angst vor aufwändiger Behandlung, sollte sich bestätigen, dass eine CMD vorliegt, ist von unserer Seite aus nicht zu klären.
Ob das dann im besten medizinischen Sinne ein Fall für einen Psychiater sein könnte, der sich mit den Ängsten und Bedürfnissen der Patientin auseinandersetzen müsste, bevor eine Untersuchung und gegebenenfalls Therapie einer CMD durchgeführt werden sollte, kann man erahnen, entzieht sich aber unserem Fachgebiet.
Mit der Idee: Der "CMD-Spezialist" könne vielleicht mit wenig Aufwand das bewirken, was viele Vorbehandler mit viel Aufwand nicht zu bewirken vermochten, können wir nicht viel anfangen, weil es einfach naiv ist, das anzunehmen!
Dass man auch den Gedanken bewegen muss, dass eine derartige Patientin vielleicht gar nicht wirklich gesund werden möchte, weil das "Kranksein" auch bestimmte Vorteile hat und sei es nur, dass der Partner sich um einen kümmern muss, erscheint zwar abwegig, aber eben nicht unmöglich. Nimmt man dem Patienten die Krankheit weg, nimmt man ihm möglicherweise auch den Status der Zuwendung weg.
Wo da die Grenzen sind, zwischen objektiven somatischen Beschwerden und psychosomatischen oder gar psychiatrischen Beeinträchtigungen ist praktisch nicht zu erfassen.
Dass es derartige Fälle gibt ist ebenso sicher.
Am Ehesten noch kommt der Verdacht auf, dass es mehr sein könnte, als nur eine CMD, wenn es zwischen dem Verhalten des Patienten und den belegbaren Abläufen keinen sinnvollen Zusammenhang mehr gibt.
Das scheint hier der Fall zu sein, nur beweisen können wir das nicht!
Wir können nur das Vorliegen einer CMD nachweisen und hier in sehr aufwändigen technischen Abläufen den Zusammenhang zwischen vorhandenen Beschwerden und Störungen der Okklusion.
Das aber wollte die Patientin offensichtlich dann auf einmal nicht mehr, nachdem immer klarer wurde, dass eine CMD vermutlich vorliegt!
Vielleicht war es aber auch wirklich nur egoistisch die Mitnahme eines Hundes in das ärztliche Behandlungszimmer zu verweigern, und die Patientin hat recht!
Manchmal hat man eben aber auch das Gefühl, dass es vielleicht um etwas noch ganz anderes ging!
"Mir kann man nicht helfen! Ich bin sogar nach Kiel gefahren, und die wussten auch nicht weiter! Ich bin ein ganz besonderer Fall"
Glauben Sie nicht! Wir haben das alles schon zigfach erlebt!