Neuester Stand in der Erbringung und Abrechnung in der CMD Diagnostik
Einen interessanten Beitrag (s.o.) findet man in der DZW, Ausgabe 7/15 zur Behandlung, und vor allem zur automatisierten Abrechnung, von "CMD-Diagnostik".
Aufschlussreich erscheinen dabei vor allem folgende Aussagen des Artikels:
"Die klare Systematik und die schlüssige Dokumentation bieten ihm Sicherheit und machen ihn fachlich unangreifbar. Das wird immer wichtiger, denn Patienten sind heute oft umfangreich informiert und wissen aus Internetquellen bestens über ihre rechtlichen Ansprüche Bescheid!"
Die Frage, die für den Leser hingegen weit interessanter wäre bliebe die Klärung, welchen Vorteil der Patient von diesem Programm und der dort propagierten Arbeitsweise hat.
Folgt man der Anpreisung der Diagnose- und Abrechnungssoftware, dann entscheidet nicht mehr der Behandler allein, was mit dem Patienten passiert, sondern auch oder ggf. auch nur ein EDV-Programm:
"Der Behandler profitiert zudem von der klaren Systematik zur Überweisungsentscheidung, den Diagnosevorschlägen, der Schienenauswahlhilfe sowie von automatisierten Befundberichten, die bei der Kommunikation mit dem Patienten und im interdisziplinären Therapeutenverbund sehr hilfreich sind!"
Was aber, wenn der Patient nur Störungen im Biss hat, die es ätiologisch zu verifizieren und nachfolgend zu behandeln gilt? Wozu bedarf es dann aber automatisierter Befundberichte und einer Kommunikation im interdisziplinären Therapeutennetzwerk?
Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass kein einziger wissenschaftlicher Beleg einer höheren Evidenzstufe existiert, der einen ätiologischen Zusammenhang zwischen Körperstatik und dem Auftreten funktioneller Beschwerden nachweislich zuließe. Außer der vermutlich wirtschaftlich orientierten Behauptung, es gäbe diese Zusammenhänge, begründet sich diese Auffassung auf keinen belegbaren und gesicherten Daten!
Auch sind keine konkreten Falldarstellungen in dem hierzu notwendigen Umfang bekannt, die diese Behauptungen belegen könnten!
"Wer diese Analysenmethoden noch nicht beherrscht und gerne erlernen möchte oder seine Diagnostikkenntnisse vertiefen möchte hat dazu fachlichpassend beim (Nord) Deutschen CMD-Curriculum im A-Rosa-Spa-Ressort in List auf Sylt die Möglichkeit"
Das mag den möglichen "CMD-Patienten" dahingehend beruhigen, dass dem möglichen Anwender dieser Diagnosesoftware dann auch wenigstens gleich das Angebot unterbreitet wird die notwendigen Analysemethoden zu erlernen oder gar zu vertiefen.
"Damit erhalten Anwender ein CMD-Konzept aus einer Hand, von der Diagnostik bis zur Abrechnung!"
Für die gegebenenfalls notwendige, sinnvolle und vom Patienten häufig gewünschte Therapie einer "CMD" muss sich der Patient dann vermutlich eine andere Praxis suchen. Möglicherweise wird aber demnächst eine Software angeboten, die in automatisierten Abläufen eine zahnärztliche Funktionstherapie in Verbindung mit der dazu notwendigen Abrechnung anbietet!
Das Bemerkenswerte an dem vorgestellten System "Von der Diagnostik bis zur Abrechnung" besteht vor allem darin, dass zu keinem Zeitpunkt jemals der Nachweis erbracht werden muss, dass man dem Patienten überhaupt helfen kann und dieser mit einer Linderung oder Beseitigung seiner Beschwerden rechnen darf.
Eine Diagnose für sich gesehen bringt den Patienten erst einmal keinen Schritt weiter. Erst mit der Durchführung einer erfolgreichen Therapie verifiziert sich im Nachhinein, ob die Diagnose überhaupt richtig war. Solange ein Behandler keine Therapie anbietet, kann er diagnostizieren was er will und dafür vom Patienten Geld verlangen! Den Beweis, dass die Diagnose überhaupt stimmt und so eine Therapierelevanz besitzt, muss der Behandler nicht erbringen. Will er vielleicht auch gar nicht erbringen! Denn wer eine Diagnose mit einer Therapie weiterführt, macht sich auch angreifbar, wenn die Therapie keine Verbesserung der behandelten Beschwerden erbringt. Dies umso mehr, da die Patienten heute aus Internetquellen bestens über ihre rechtlichen Ansprüche Bescheid wissen, wie die Anbieter dieser Software treffend feststellen! Offensichtlich aber noch immer nicht genug!
Es ist häufig genau das, was diese Patienten berichten. Monate- bis jahrelange Schienentherapien mit zigfachen Korrekturbehandlungsterminen und/oder neuen Schienen, die selbstverständlich jedes Mal honoriert werden müssen, ohne dass es dem Patienten auch nur irgendwann einmal nennenswert besser ginge! Das Hin- und Herschieben der Patienten von einem Behandler zum nächsten im "Netzwerk", gespickt mit zigfachen Terminen beim Physiotherapeuten oder Osteopathen. Immerhin! Man hat jetzt die Möglichkeit automatisierte Befundberichte zu erstellen und es automatisiert abrechnen lassen!
Wenn es aber für ein Erkrankungsbild keine gezielte Therapie gäbe, welchen Sinn würde es dann machen viel Geld und Mühe in aufwändige Diagnostik zu investieren, an deren Ende der Patient mit einem Stapel an Rechnungen und ohne jede Besserung seiner Sitation dasteht?
Zum Glück ist "CMD" eine der Erkrankungen, die man erfolgreich behandeln kann, wenn man eine saubere Diagnose stellt und daran die Therapie ausrichtet. Insofern drängt sich geradezu die Frage auf, warum zwar viel in Richtung "CMD" diagnostiziert, aber ebenso selten nachhaltig erfolgreich therapiert wird!
Der nachvollziehbare Glaube des Patienten, wenn der Arzt erst mal wisse, was er habe, könne er ihm nachfolgend dann auch helfen, findet in diesem System jedenfalls keine Bestätigung. Denn, folgt man der Ausführung des Artikels, endet alles mit der Diagnose!
Zusammenfassend gehts es folglich darum Diagnostik edv-technisch zu systematisieren, weitere Behandler mit einzubinden, Diagnosen aufzustellen und sich dem Patienten gegenüber unangreifbar zu machen! Und natürlich die erbrachten Leistungen automatisiert abzurechnen!
Das aber, was der Patient sich vorrangig wünscht: Eine nachhaltige Therapie seiner Beschwerden, mit dem Ziel der Linderung oder gar Beseitigung, findet in diesem Vermarktungs- und Abrechnungskonzept mit keinem Wort Erwähnung!
Warum das so ist, darüber mag man spekulieren.
Genau das ist es aber, womit sich Patienten immer wieder an das "CMD-CENTRUM-KIEL" wenden. Jahrelange und teure diagnostische Verfahren, ohne jede Verbesserung der Beschwerden, bis der Patient am Ende die Nerven verliert und die "Diagnostik" abbricht!
Worum es bei derartigen Offerten und in diesem Beitrag wirklich gehen könnte, mag der Leser selbst entscheiden!