Neue Hiobsbotschaften für den CMD-Patienten
Mancher glaubt immer noch: So schlimm werde das schon gar nicht und da sei ja auch viel Panikmache dabei!
Dass es noch schlimmer kommen wird, wenn nun die geburtenstarken Zahnarztjahrgänge, die sogenannten "Alten weißen Männer" demnächst in den Ruhestand gehen und die 80% Frauenanteilnachfolgerinnen keine eigene Niederlassung anstreben, weil sie eine gute work-life-balance anstreben, und nicht ganz unberechtigt die Risiken der eigenen Selbständigkeit scheuen, vermag man diesem Beitrag zu entnehmen.
Da steht nur das drin, was dem Insider alles schon lange bekannt ist. Dass ein angestellter Zahnarzt nicht bereit ist sich selbst auszubeuten, wie das von einem hoch verschuldeten, selbständigen Praxisbetreiber, ganz selbstverständlich erwartet wird.
Denn um die Selbständigen im Gesundheitswesen hat sich noch niemals ein Gesundheitspolitiker gekümmert, schon gar nicht der aktuelle, der stets damit beschäftigt ist mit Kollegen aus der Wissenschaft Studien zu vergleichen, dann aufgeregt in Talkshows andere Meinungen zu verdammen, statt sich mit den Problemen der Alltagspraxis zu konfrontieren. Da müsste unser Gesundheitsminister dann ja tatsächlich einmal etwas bringen, was man auch überprüfen könnte.
Da mag nun der eine oder andere kommentieren, dass sei alles "Jammern auf hohem Niveau", auch das ist ja nichts wirklich Neues in dieser Gesellschaft, wenn es um die Ansprücje anderer geht, vor allem dann, wenn diese selbständig tätig sind. Aber so ganz liegen die Zahlen, die man hier zu lesen vermag, eben auch nicht in den Sphären grüner Jubelromantik, wie wir sie zunehmend mehr zu hörn bekommen. Dabei ist dr Gesundheitsminister aus dem roten Lager und das sei ausdrücklich vermerkt, 16 Jahre schwarze Gesundheitspolitik waren auch nicht besser. Wenn sich die Politik also in einem einig war, dann darin, den Bürgern alles mögliche zu versprechen und den Ärzten und anderen Gesundheitsberuflern den Auftrag zu erteilen, das sicherzustellen, was die Politiker versprechen, sollen sie doch sehen, wo das Geld dafür herkommt.
Dazu muss man allerdings wissen, dass unser Gesundheitsminister in seinem ganzen Leben keine Patienten behandelt hat und schon gar nicht unter den realen Bedingungen der niedergelassenen Praxis, die gelegentlich auch mal Geld verdienen muss.
Was entnehmen wir also diesem Beitrag Essentielles?
Dass im Bereich Zahnmedizin das nicht zu klappen scheint, was sich der eine oder andere vielleicht gewünscht hätte. Dass nämlich nunmehr investorengesteuerte Zahnarztpraxisketten, natürlichganz uneigennützig, die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherstellen werden.
Der Glaube, da würde sich schon Jemand kümmern ist im besten Fall naiv. Für den betroffenen Patienten schlichtweg eine Katastrophe. Mehr noch, als schon bisher, kann man den betroffenen Patienten nur raten sich ganz genau zu überlegen, wo man heute hingeht und wie man sich dann dort verhält. Das prinzipielle Problem besteht ja, über das hier zu lesende darin, dass genau das hier beschriebene schon immer Gegenstand angestellter ärztlicher Tätigkeit an Hochschulen und Universitäten darstellt. Dass man dort regelmäßig auf Angestellte trifft, die eben nicht bereit sind sich mal wieder ein Bein für seinen Patienten auzureißen.
Der Glaube, je größer der Name, desto größer die Kompetenz, gilt zwar sicherlich nach wie vor in einigen Bereichen, die parallel von niedergelassenen Ärzten und Kliniken, auch Universitätskliniken, abgedeckt werden.
Nur, und da liegt der Unterschied, im Bereich CMD wird der Bereich eben nicht parallel von Niedergelassenen und Kliniken abgedeckt.
CMD war schon immer die Domäne einiger niedergelassener Kollegen. Pardin, mir fällt einfach keine Kollegin ein, bei der man sicher sagen könnte, dass diese auch erfolgreich therapiert habe. Es mag sie aber geben.
Ganz beispielhaft sei erwähnt, dass zum Beispiel an der Universitätsklinik in Düsseldorf die Auffassung vertreten wird, einen Patienten, mit einem Beschwerdelevel von mehr als 7, sehe man sich aus zahnärztlicher Sicht in der zahnärztlichen Sprechstunde gar nicht erst an, denn das sei dort automatisch ein Patient für die Psychosomatik/Psychiatrie derselben Universitätsklinik, lässt ahnen, wohin der Zug fährt, bzw. schon lange abgefahren ist.
Betroffene sind also gut beraten, so sie denn Jemanden gefunden haben, der in der Lage ist zu helfen, sowohl Praxis als auch das dortige Personal pfleglich zu behandeln. Der Glaube, da seien ja noch zig andere, die gegebenenfalls alternativ zur Verfügung stünden, kann da mehr als gefährlich sein.
Hat man den Betroffenen lange genug die Mähr erzählt, dieser habe praktisch unbegrenzte Auswahl bei den verschiedenen Anbietern des Gesundheitsmarktes, stellt sich nun heraus, dass man froh sein kann, wenn man überhaupt noch Jemanden findet, der zum einen fachlich kompetent und zum anderen bereit ist sich die häufig ganz großen Probleme von CMD-Patienten anzutun.
Wenn dann in dem einen oder anderen Fall noch die altberkannten Muster und Erklärungen vorgebracht werden, welch angeblich große Möglichkeiten man angeblich an dieser oder jener Universitätsklinik hätte, dann weiß man als Insider zum einen, dass es keine deutsche Hochschule gibt, an der ein Lehrstuhl für dieses Thema jemals existiert hätte und es zum andern immer niedergelassene Kollegen waren, die sich diesem Thema gestellt haben. Aber auch die sind inzwischen weitgehend alle aus dem Beruf ausgeschieden oder verstorben.
Man kann daher dem betroffenen Patienten, meist sind es ja Patintinnen, nur raten, ganz eng an den Fakten zu bleiben, weil man ansonsten früher oder später feststellen wird, dass sich die Situation in diesem Bereich inzwischen umgedreht hat.
Es gibt viele CMD-Patienten und es werden immer mehr und wenige zahnärztliche Behandler, die das nachhaltig in den Griff bekommen.
Von der großen Schar selbsternannter CMD-Spezialisten, deren Tätigkeit vorrangig darin besteht möglichst viele Fragebögen ausfüllen zu lassen, jahrelange Schienenbehandlung, ohne jede Besserung der Patientensituaiton zu erbringen und ihre Patienten quer durch die Republik, von einem angeblichen CMD-Physiotherapeuten zum nächsten CMD-Osteopathen zu schicken, einmal abgesehen.
Das jedenfalls sind die üblichen Erfahrungen, von denen die CMD-Patienten berichten, die fast immer am Ende dieses Dauerlaufs dann in Kiel landen, verbunden mit der Aussage:
"Sie sind meine letzte Hoffnung!"
Ehrlicherweise muss man sagen hört sich das für mich immer so an, als sei man sozusagen der letzte Versuch, nachdem man alle anderen zuvor erfolglos abgeklappert hat, die man eigentlich für besser qualifizert hielt. Auch Zahnärzte sind nur Menschen!
Das stört uns allerdings schon lange nicht mehr, weil wir erkannt haben, dass die Zusammenarbeit mit diesen Patienten dafür umso intensiver ausfällt, so sie denn zustande kommt.
Dass man sich, nach langjähriger Tätigkeit in diesem Bereich, gelegentlich wünschen würde vielleicht auch einmal, gleich zu Beginn des großen Ärztemarathons, als das große Ass in Anspruch genommen zu werden, ist menschlich nachvollziehbar, aber wenn man am Rande der Republik sitzt, vielleicht auch ein wenig naiv.
Wir haben uns eben hier am nördlichen Rand der Republik angesiedelt, wie sich das im Leben oftmals so ergiebt, kommen seit 30 Jahren gut klar und, das gehört eben auch zur Wahrheit, sind auch nur in der Lage eine bestimmte Anzahl von CMD-Patienten zu behandeln und weiterzubehandeln.
Dabei werden die Kapazitäten tendentiell geringer!
Vielleicht war das einer der Vorteile dieses, etwas entlegenen Standortes, auch wenn das für die eine oder andere Patientin, einen jeweils weiten Anreiseweg bedeutet.