Jahrestagung der DGFDT in Bad Homburg

Einmal im Jahr tagt die DGFDT in Bad Homburg. Seit 1993 gehöre ich der Fachgesellschaft an, die seit 2005 den Titel eines "Spezialisten der DGFDT" verleiht und alle fünf Jahre erneuert. Bis auf ein Jahr, 1999, war ich jedes Jahr auf diesen Tagungen, die erst in Bad Nauheim und später dann in Bad Homburg abgehalten wurden. Wenn man so viele Jahre "dabei" ist, hat man zwangsläufig einen Überblick über das Kongressgeschehen. Dieses Jahr steht das Großthema "Kiefergelenkchirurgie" auf dem Tagungsplan. Ein Thema von einer vorsichtig gesagt, geringen Relevanz für das Tagesgeschehen mit "CMD-Patienten".

Immer mehr wird offenbar, dass die Kluft zwischen dem Thema "CMD", wie es wissenschaftlich bearbeitet wird und dem was in der Realität praktiziert wird, immer größer und unüberwindlicher wird. 

Da werden große Untersuchungen zur Muskelphysiologie der Kaumuskeln erhoben und der Behandler und der Patient fragen sich, was das dem Patienten hilft, der seine Kopf- und Gesichtsschmerzen loswerden will.

Letzten Endes erleben wir nur das, was in anderen Bereichen der Medizin längst gang und gäbe ist. Eine zunehmende Technisierung und Computerisierung des Erkrankunsbildes. Nur das, was der "CMD-Therapeut" können müsste, einen Biss zu nehmen, eine Okklusion auszuwerten, die techniche Umsetzung zwischen Praxis und zahntechnischem Labor zu organisieren und zu managen, davon ist auf diesen Kongressen nichts zu hören.

Dieser Trend, alles was nicht symmetrisch sei, sei krankhaft und bedürfe der Behandlung, ist eine der größten Fehlentwicklungen in diesem Bereich.

Man muss es leider sagen. Dem Eindruck, den viele Patienten schildern, der Bereich "CMD" entwickele sich mehr und mehr  zu einem Geschäft mit überwiegender Gewinnausrichtung zu Gunsten des Zahnarztes, Physiotherapeuten, Osteopathen und Kieferorthopäden, allein dem Patienten ginge es dabei nicht besser, kann man  in vielen Fällen nur zustimmen, wenn sich im Rahmen einer Untersuchung im "CMD-CENTRUM-KIEL" eine Vielzahl von "Knirscherschienen", Hochglanzbefundausdrucken und orthopädischen Einlagesohlen auf dem Behandlungstisch stapeln. Der Patient berichtet, ihm selbst sei es allerdings nie besser gegangen. 

Und dann erleben wir, für den betroffenen "CMD-Patienten" eine noch viel bedenklichere Entwicklung. Es gibt praktisch keine kontroversen Diskussionen mehr auf diesen Fachtagungen, so wie es sie noch vor 15, 20 Jahren gab. Heute muss alles im Mainstream liegen. Alles was von der "offiziellen Meinung" abweicht wird ignoriert, gelegentlich von Hochschulprofessoren in Vorträgen sogar niedergebrüllt.

Vorträge mit kritischem Inhalt werden nicht angenommen. Unerwünschte Beiträge, die offizielle Meinungen in Frage stelle könnten, abgelehnt.

Das einzige, was man sich bei all dem fragt: Warum sehen wir immer mehr Patienten mit langjährigen "CMD-Symptomen" obwohl die Tagungsteilnehmer von Jahr zu Jahr mehr werden und "CMD" heute im wahrsten Sinne in aller Munde ist?

"CMD" ist in weiten Bereichen zu einem Geschäft geworden, bei dem der Betroffene am Ende froh sein kann, wenn er nur Geld losgeworden ist, und nicht auch noch gesundheitlich schlechter dasteht, als vor der Behandlung! Die Bereitschaft der Ärzteschaft  sich mit diesen Fehlentwicklungen auseinander zu setzen ist gering. Das, was Viele machen, muss richtig sein. Allein die Motivation, mit denen die Entwicklungen in der einen oder anderen Fachgesellschaft vorangetrieben wird, wirft die Frage auf, ob es hier um das Wohl des Patienten geht, oder eher um das Wohl Einzelner.

Der Vorzug unserer bürgerlichen Gesellschaft ist nach wie vor der, dass jeder Betroffene das Recht und die Möglichkeit hat sich eine eigene Meinung zu bilden. Und allein das ist schon ein Grund mit Zuversicht nach Vorne zu blicken.

 

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