Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) in Frankfurt
Wie jedes Jahr, seit nunmehr 25 Jahren, nimmt der Verfasser dieses BLOGs an der Jahrestagung teil.
Kurz zusammengefasst:
Alles wird immer toller, digitaler und dabei theoretischer.
Das Einzige, was man auf diesen Tagungen nicht mehr sieht und hört sind konkrete Fälle, mit konkreten Behandlungen und konkreten Erfolgen von Patienten mit konkreten Beschwerden.
Besser noch Langzeiterfolgen und deren Belegen.
Ein Trend, der sich leider seit vielen Jahren fortsetzt.
Es ist noch nicht allzu lange her, als man auf dieser Tagung die Meinung vertrat CMD habe gar nichts mit dem Biss zu tun und man sich fragte, warum diese Erkrankung dann überhaupt von einer zahnärztlichen Fachgesellschaft vertreten wird. Dieser Trend ist aber inzwischen umgekehrt, nun hat die Fachgesellschaft sich dem Thema Bruxismus verschrieben. Dabei ist das Problem, dass es sich bei Bruxismus um ein Thema handelt, das sich zwar an den Zähnen dokumentiert, aber definitionsgemäß nichts mit dem Biss zu tun hat, sondern letztendlich einen psychiatrischen Hintergrund besitzt.
Aber auch dieses Thema betrifft nicht den wirklichen CMD Patienten, dessen Problem in Störungen der Okklusion liegt, seien diese angeboren, oder aber durch unsachgemäß erbrachte kieferorthopädische oder zahnärztliche, hier meist prothetische Versorgungen entstanden.
Das, was Generationen funktionsorientierter Zahnärzte mühsam an praktischen Erkenntnissen zusammengetragen hatten, geht Jahr um Jahr ein Stück mehr verloren.
Dafür erfreut man sich an einer Zunahme der Mitglieder der Vereinigung.
Wer in diesem BLOG über die Zukunft der Zahnheilkunde und hier insbesondere die Einschätzungen, bezüglich der fachlichen Entwicklungen im Bereich Craniomandibulärer Dysfunktionen gelesen hat, den wird es nicht überraschen das zu hören und zu lesen.
In Wirklichkeit wird nichts besser, ganz im Gegenteil verschwinden die Kollegen und deren Beiträge, die sich auf die Behandlung konkreter Patienten bezogen haben immer mehr, bzw sind schon gar nicht mehr vorhanden.
Statt dessen stehen Bemühungen im Mittelpunkt gesetzlich Krankenversicherten dauerhafte Heilmittelverordnungen zuschanzen zu wollen, die nichts ändern und nichts bewirken, außer den Patienten zum Dauerpatienten und damit zur Dauermelkkuh von CMD Behandlern, hier vor allem Physiotherapeuten machen zu wollen.
Es verwundert daher nicht, dass die Verantwortlichen, sowohl Zahnärzte, als auch Kassenvertreter im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung sich diesen Plänen entziehen, die vorrangig dahingehend konzipiert sind Gelder der Versichertengemeinschaft in den CMD Markt der Beliebigkeiten umzuleiten, ohne dass diese zu einer erkennbar besseren Situation der Erkrankten führen würden.
Natürlich wird das innerhalb der Fachgesellschaft bedauert, dabei steht schon in § 28 des Sozialgesetzbuch 5, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Diagnose und Behandlung funktioneller Erkrankungen des Kauorgans nicht bezuschussen dürfen. Welchen Sinn es da machen soll, CMD Patienten mit Heilverordnungen, konkret Physiotherapiebehandlungen bis in alle Ewigkeit insuffizient versorgen lassen zu wollen, bleibt vollkommen im Vagen.
Immer neue Leitlinien werden entwickelt. Die Theorie wird immer ausgefeilter, die Organigramme immer toller, nur die zahnärztliche Praxis gerät dabei zunehmend in Vergessenheit, sofern man sich überhaupt noch daran zu erinnern vermag.
Ob es den Betroffenen überhaupt hilft ist nicht Gegenstand der Empfehlungen.
Das ist nicht nur in diesem Bereich der Zahnheilkunde so, sondern der generelle Trend der gesellschaftlichen Entwicklung dieses Landes, der sich auch in der Entwicklung dieser Fachgesellschaft niederschlägt.
Der Trend geht in Richtung normierter gleichförmiger Behandlungen, bei denen nicht einmal mehr das konkrete Ziel und der Anspruch besteht den Patienten dauerhaft beschwerdefrei behandeln zu wollen.
Es sind keine guten Nachrichten, die man aus Frankfurt mitbringt, aber es sind eben auch andere Zeiten.
Mehr Fassade, mehr Hochglanz und weniger konkrete Hilfe für die betroffenen Patienten.
Die Fachgesellschaft ist zu einem Tummelplatz der Beliebigkeiten geworden, in dem man sich gegenseitig feiert.
Den Anspruch auf die Entwicklungen einwirken zu wollen, unter denen CMD gefördert wird, hat man vollkommen aufgegeben, weil das bedeuten würde sich selbstkritisch mit den Faktoren auseinander zu setzen, die man als iatrogen bezeichnet, also durch ärztliche Behandlungen selbst verursacht.
Man muss es allerdings auch mit aller Deutlichkeit sagen: Die Patienten, die diese Wege gehen, sind selbst schuld, denn es gibt heute viele Möglichkeiten sich konkret zu informieren worauf man sich einlässt und was das Ziel ergriffener Diagnostik und Therapie in der CMD Behandlung sein soll und sein kann.
Unter anderem dieser Internetauftritt.
Wer jahrelange Schienen-, Physio- und Osteopathietherapien über sich ergehen lässt, ohne dass es jemals wirklich besser wird, der muss dann eben auch mit seinen Beschwerden klar kommen und leben und sollte sich nicht darüber beklagen, dass ihm keiner hilft.
Dass es Alternativen gibt, darüber kann sich heute ein Jeder im Internet belesen.
Der Glaube allerdings, man habe ein ganz komplexes zahnärztlich-funktionelles Problem und das könne man dann mit ganz sanften Mitteln lösen, weil das marketingtechnisch gut rüberkommt, dem kann man nicht helfen und sollte es auch gar nicht erst versuchen.
Die Idee: "Wer mutet mir als Patient am Wenigstens zu, das muss der beste Behandler für mich sein", ist eine nachvollziehbare und doch untaugliche Überlegung betroffener Patienten.
Letzten Endes bekommt jeder Patienten den Behandler, den er verdient und im umgekehrten Fall jeder Behandler die Patienten, die er verdient.
Das mag dann auch ein Hinweis darauf sein, warum wir uns zwar die teils langatmigen Patientengeschichten im Rahmen der notwendigen Anamneseerhebung anhören, letzten Endes aber keinerlei Interesse daran haben diese zu diskutieren, denn diese Patienten haben nicht selten ein großes Bedürfnis hier in Kiel geklärt haben zu wollen, warum nicht schon früher gelungen ist, was hier gelingt.
Die Gründe hierfür sind vielfältig und auch in diesem Beitrag kurz beschrieben. So sehr das Informationsbedürfnis des Patienten auch nachvollziehbar ist, sind wir leider nicht in der Lage diese Entwicklungen zu beeinflussen und noch weniger diese zu erklären.
Kurz gesagt könnte man vermuten: Es leben eben inzwischen zu viele Heilbehandler zu gut von vermeintlichen oder gar echten CMD Patienten, vor allem dann, wenn man sie zu Dauerpatienten macht, was zwar keine einmalig hohen, aber dafür doch regelmäßigen Einnahmen sicher stellt.
Und dabei noch den Vorteil hat, dass man dem Patienten selbst nichts zumuten muss.
Und wenn wir eines gelernt haben, dass es doch viele Patienteng gibt, die nach wie vor den Wundertherapeuten suchen, der viel CMD Beschwerden mit wenig Aufwand und Zumutung zu behandeln weiß.
Dass das nicht funktioniert könnten die Betroffenen eigentlich sehr schnell merken, aber wie bekannt: "Die Hoffnung stirbt zuletzt!"
In letzter Konsequenz kann man daher nur feststellen: "Außer Spesen nichts gewesen."