Jahreshauptversammlung der DGFDT in Bad Homburg
Wie jedes Jahr im November ruft die zahnärztlich!!! wissenschaftliche Fachgesellschaft für den Bereich Craniomandibulärer Dysfunktionen zur Tagung nach Bad Homburg, in der Nähe von Frankfurt. Die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie, kurz DGFDT, in der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, kurz DGZMK.
"CMD im Verlauf der Lebensspanne", lautet das diesjährige Thema und man hört das, was man jeden Tag in der Praxis erlebt. Zumal dann, wenn man nur noch CMD Patienten behandelt.
CMD kommt in jedem Lebensalter vor! Keine wirkliche Überraschung.
Was ins Auge fällt: In Fernsehkrimis nennt man es "übertöten"!" Hier könnte man es nennen "Diagnostik-Overkill".
Eine Entwicklung, die schon lange ins Auge fällt.
Es wird diagnostiziert, auf Teufel komm raus oder besser gesagt: Koste es, was der Arzt wolle.
Nur, und jetzt kommt das dramatische Ende: Therapie? Fehlanzeige!
Und so entwickelt sich der Bereich CMD immer mehr zu einer Diagnostikgeldmaschine, bei der am Ende der Patient mit allen vermeintlich möglichen Untersuchungen zur Strecke gebracht wurde. Für viel Geld versteht sich. Nur leider erfährt der Patient nie, was man denn nun tun könnte, um seine Beschwerden zu beseitigen. Denn beim Thema Therapie endet jede Fortbildung und jeder Vortrag!
Es gibt praktisch auch keine Fortbildungen mehr, in denen die Therapie Craniomandibulärer Dysfunktionen vermittelt wird.
Fortbildungen über die Vielzahl diagnostischer Maßnahmen hingegen schon. Ein Kessel "Buntes" wird mancher denken.
Neuester Trend in dieser traurigen Entwicklung: Noninvasive Maßnahmen! Was das genau sein soll und vor allem bei wem dieses Verfahren Anwendung finden könnte, bleibt genauso unklar, wie zunehmend Mehr im Bereich der Funktionellen Störungen des Kauorgans. Hört sich aber gut an und liegt im esoterischen Trend, der zunehmend auch den Bereich CMD erfasst.
Immerhin ist man aber, nach viel Jahren der regelrechten Verleugnung, inzwischen wieder da, wo alles mal begann: CMD soll etwas mit Okklusion zu tun haben! Also dem Biss!
Das war in den letzten Jahren nicht immer ganz klar in der DGFGDT, so dass man sich zurecht fragen musste, warum dieses Erkrankungsbild überhaupt von einer zahnärztlichen Fachgesellschaft "betreut" wird, wenn es doch gar nichts mit dem Biss zu tun haben sollte.
Aktueller Trend: Alles lässt sich mit Physiotherapie und Osteopathie beseitigen, dazu dann noch nichtinvasive zahnärztliche Maßnahmen. Was das aber sein soll bleibt das Geheimnis einiger öffentlichkeitsaffiner Repräsentanten der Fachgesellschaft.
Ein großer Elan wird von Seiten der Fachgesellschaft zurzeit für gesetzliche Krankenversicherte entwickelt, für diese ein Mehr an Physiotherapie zu erwirken. Inzwischen hat sich aber selbst bei den gesetzlichen Krankenversicherungen herum gesprochen, dass derartige Maßnahmen im besten Falle unterstützen können, aber eben eine zahnärztlich invasive Behandlung nicht ersetzen können.
Das heißt, die gesetzlichen Krankenversicherungen weigern sich zunehmend etablierte CMD-Behandlungs-Modelle wie jahrelange Schiebenbehandlungen, garniert mit ebenso langen, mehrmals pro Woche stattfindenden physiotherapeutischen Begleitbehandlungen zu zahlen, weil sich selbst dort inzwischen herum gesprochen hat, dass derartige Konzepte zwar weit verbreitet und gleichzeitig ziel- und sinnlos sind und vorrangig dazu dienen Physiotherapeuten und zuweisenden CMD-Zahnärzten die Taschen zu füllen. Den Patienten geht es dabei nie wirklich besser, trotz jahrelanger Behandlungen! Achtung aufgepasst: Die GKV zahlt nur die Physiotherapie, Massage, Wärmebehandlung! Den Rest bezahlt der Patient selbst!
Auf derartig fragwürdigen Konzepten beruhen aber wirtschaftlich ganze CMD-Behandlungspraxiskonzepte. Am Besten in der Kombination CMD-Behandler und Physiotherapeut unter einem Dach!
Man kann es nur begrüßen, dass die gesetzlichen Krankenkassen diesen Behandlungskonzepten den Nährboden zu entziehen versuchen, suggerieren sie doch den betroffenen Patienten es gäbe Möglichkeiten Störungen der Okklusion durch das Massieren von Muskeln zu beseitigen.
Wenn wir Glück haben, besser noch die Patienten, dann sind wir in 10 Jahren vielleicht wieder an dem Punkt, an dem sich die Wissenschaft einig ist, dass CMD nur dann eine CMD ist, wenn der Nachweis der Kausalität zwischen beschriebenen Beschwerden und Störungen der Okklusion reproduzierbar erbracht werden kann und nachfolgend im Sinne einer Kausaltherapie dann die Störungen der Okklusion durch zahnärztlich invasive Maßnahmen beseitig werden.
Zumindest die Patienten, die eine funktionstherapeutische Behandlung im CMD CENTRUM KIEL durchlaufen haben, wussten das schon früher.
Dabei lassen sich die Kausalitäten in aller Regel in wenigen Tagen bis wenigen Wochen nachweisen und das auch ganz bewusst ohne Hinzuziehung von Physiotherapeut und Osteopath!
Denn es geht darum den Nachweis zu erbringen, dass Störungen der Okklusion für die Beschwerden verantwortlich sind und genauso gut eine diagnostische Eliminierung dieser Störungen zu einer Besserung der Beschwerden führen werden. Man kann es schon fast als behandlungsfehlerhaft bezeichnen, wenn in diesen Vorgang des Kausalnachweises gleichzeitig Physiotherapeuten und Osteopathen mit einbezogen werden, die durch ihre symptomatische Vorgehensweise den Nachweis der Kausalität beeinflussen und verfälschen können.
Leider hat sich die Erkenntnis, dass nicht alles, was im Kopfbereich Beschwerden verursacht gleich CMD bedeutet, bisher in diesen Kreisen nicht durchsetzen können. Genausowenig, dass es nur wenige CMD Patienten mit "abgeknirschten " Zähnen gibt. Noch weniger die Erkenntnis, dass viele CMD Patienten über alle möglichen soamtischen Beschwerden klagen, von Schluckbeschwerden bis Sehstörungen, und dabei nicht einmal nennenswerte Abrasionen an den Zähnen aufweisen.
So lange aber diese relevanten, "harten" Erkenntnisse aus der Alltagspraxis nicht Eingang in die "wissenschaftliche" Beurteilung gefunden haben, wird weiter unklar bleiben, was denn eigentlich genau unter einer CMD zu verstehen sein dürfte.
Solange werden die Betroffenen weiter mit dem Unsinn leben müssen, dass angeblich unterschiedlich lange Beine, Beckenschiefstände und Wirbelsäulenskoliosen die Ursache ihrer jahrelangen Beschwerden seien. Natürlich, wenn jahrelange Schienenbehandlungen mit physiotherapeutischem Dauereinsatz zu nichts führen, es dann an deren Psyche liegen müsse, dass die beklagten Beschwerden nicht verschwinden wollen.