Instrumentelle Okklusionsanalyse für Patientin aus Fulda liegt vor
1. Habituelle Bisslage
2. Neuromuskulär zentrierte Bisslage
3. Diagnostisches wax up in neuromuskulär zentrierter Bisslage
Im Zuge weiterer Behandlungsplanungen und zur Ermöglichung einer Entscheidung der weiteren Vorgehensweise wurde eine instrumentelle Okklusionsanalyse erbracht. Zu sehen ist:
1. Habituelle Bisslage der Patientin. Der Biss, wie er durch die Zähne vorgegeben wird.
2. Neuromuskulär zentrierte Bisslage. Der korrekte Biss der Patientin. In diesem Biss wurder der Adjustierte Aufbissbehelf erstellt.
2. Diagnostisches wax up in neuromuskulär zentrierter Bisslage. Additive Aufbauten an den Zähnen sind in "grün" erkennbar.
Die Frage, die für die Patientin nachfolgend zu klären sein wird, welche der verschiedenen Behandlungsansätze sie wählen wird.
Es bestehen alternativ zwei grundsätzliche Behandlungswege:
1. Kieferchrirugisch-kieferortopädisch-zahnärztlich-funktioneller Behandlungsansatz. Fachlich gesehen der "kausalerer Ansatz", weil er die Problematik der ungünstigen basalen Knochenverhältnisse korrigiert, in dem Oberkiefer, Unterkiefer oder beide abgetrennt und neu zueinander justiert werden. Im Vorwege und in der Nachbehandlung müssen Zähne kieferorthopädisch bewegt werden. Das Problem besteht darin, dass nicht sicher vorhersehbar ist, dass die Zähne nachfolgend dort auf den Kieferkämmen stehen bleiben werden, wo man sie kieferorthopädisch hin bewegt hat. Weitere Problematik bei kieferorthopädischen Eingriffen bestehen immer in der unerwünschten Nebenwirkung von Wurzelresorptionen, was bis zum Verlust eines oder mehrerer Zähne führen kann. Ob es gelingt die Probleme der dynamischen Okklusion alleine durch kieferorthopädische Maßnahmen zu lösen ist fraglich. Möglicherweise muss im Anschluss an die kieferchirurgisch-kieferorthopädische Behandlung mit zahntechnischen Rekonstruktionen der Biss feineingestellt werden. Das heißt eine kieferchirurgisch-kieferorthopädische Vorgehensweise ersetzt keinesfalls automatisch eine nachfolgende zahnärztlich-zahntechnische Einstellung der Bisslage. Dies wird allgemein so geschildert, läuft aber in der Realität nicht so ab.
2. Eine rein zahnärztlich-zahntechnische Einstellung der Bisslage nach den hier vorliegenden Planungsmodellen. Diese ist in diesem Fall mit adhäsiv zementierten vollkeramischen Werkstoffen denkbar. DerNachteil liegt möglicherweise in einer größeren Anzahl zu behandelnder Zähne. Der Vorteil liegt in dem Verzicht auf die kieferchirurgische Abtrennung und Neujustierung der knöchernen Oberkiefer/Unterkieferanteile und den Unwägbarkeiten und unerwünschten Nebenwirkungen einer kieferorthopädischen Behandlung. Die Planbarkeit dieser Behandlung ist deutlich höer anzusetzen, als die Planbarkeit einer Maßnahme in der Knochenanteile abgetrennt, neu fixiert werden müssen und zusätzlich noch Verschiebungen an den Zähnen auf den knöchernen Kieferantelen vorgenommen werden müssen, bei denen schwer vorhersagbar ist, ob die kieferorthopädisch eingestellten Zähne nachfolgend in Funktion dort stehen bleiben, wo sie hinbewegt wurden, oder aber unerwünschte Stellungsänderungen nachträglich dann doch durch zahnärztlich-zahntechnische Rekonstruktionen korrigiert werden müssen. Aus kieferorthopädischer Sicht wird in diesem Zusammenhang von "Rezidiven" gesprochen. Für den Patienten übersetzt bedeutet das: Man weiß nicht sicher, ob die Zähne, dort wo sie hinbewegt wurden auch im muskulären Gleichgeweicht stehen und vor allem stehen bleiben werden. Deshalb werden hier oftmals Dauerretainer eingesetzt, die das verhindern sollen, aber den genannten Mangel letzten Endes nur verschleiern, was bei Patienten mit funktionellen Problemen nicht zu tolerieren ist.
In der Zusammenfassung bleibt, dass es keine "gute" oder "schlechte" Zahnheilkunde gibt. Jeder der möglichen Behandlungsmethoden hat ihre Vor- und Nachteile. Wird bei Variante 2 der Einwand vertreten, es würden Zähne versorgt, die gesund seien, so wird man bei Variante 1 einräumen müssen, dass die Nebenwirkungen kieferorthopädischer Behandlungen sogar zum Verlust von Zähnen führen können und im Rahmen kieferchirurgischer Eingriffe dauerhafte Schäden der Nervversorgung verbleiben können. Wahrscheinlich sogar trotz Durchführung beider Maßnahmen am Ende doch auch noch Zähne versorgt werden müssen und sich die Frage stellt, ob der ganze Aufwand kieferchirurgisch-kieferorthopädischer Vorbehandlungen, unter Beachtung der dortigen Risiken, den Aufwand rechtfertigen, dass dann vielleicht ein paar Zähne weniger versorgt werden müssen und darüber hinaus durch die festsitzenden Bebänderungen unerwünschte kariöse Begleitdefekte entstehen, die dann auch wieder zahnärztlich versorgt werden müssen.
Deshalb kann es niemals in der Verantwortung des Behandlers liegen den Weg zu entscheiden, den der Patient gehen sollte. Denn über all diese Überlegungen hinaus, gilt es auch erst einmal die Behandler zu finden, die in der Lage sind eine derart komplexe Behandlung so zu konzeptionieren und umzusetzen, dass am Ende das heraus kommt, was der Patient wünscht. Eine Beseitigung oder mindestens Linderung seiner Beschwerden. Dabei stellt die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Fachrichtungen ein großes Problem dar, da die Arbeitsfelder sehr unterschiedlich sind, sich im Ergebnis dann aber als sehr feinverzahnt darstellen. Bei alledem ist immer zu berücksichtigen, dass sich auch nicht gegen die Natur arbeiten lässt und diese Grenzen setzt, innerhalb derer therapiert werden kann. Entgegen dem weit verbreiteten Glauben ist eben nicht alles möglich, was wünschenswert wäre und auch nicht alles vertretbar, was medizinisch machbar ist.
Folgt man den Patienten, fühlen diese sich in der Regel nur unzureichend informiert und deshalb nicht in der Lage das gesamte Geschehen realistisch zu bewerten und eine Entscheidung zu fällen.
Letzten Endes nützen alle theoretischen Überlegungen nichts, wenn es nicht gelingt den hinreichend erfahrenen Behandler zu finden, der in der Lage ist all die verschiedenen Aspekte eines derartigen Falles zu überblicken und zu managen. Denn eines sollte man sich bewusst machen. Egal, welcher Weg gewählt wird, Kieferorthopäde und Kieferchirurg benötigen den erfahrenen "CMD-Spezialisten" der aufzeigt, wo die Probleme der aktuellen Okklusion liegen und welches Ergebnis angestrebt werden muss, um die Beschwerden zu beseitigen.