GOÄ 34!
Was ist das denn, wird sich der Eine oder Andere fragen!
Der scharfsinnig Interessierte wird sich denken: "Hab ich schon irgendwo mal gelesen!"
Richtig!
In unseren Rechnungen.
Was verbirgt sich denn nun hinter der GOÄ 34, die manche Versicherung im Übrigen unkorrekterweise nicht erstatten will, mit der sinnigen Begründung bei einer CMD handele es sich nicht um eine lebensbedrohende Erkrankung!
Korrekt lautet der Gebührentext folgendermaßen:
GOÄ | 17,49 EUR |
Ä34 | 300 Punkte |
Erörterung (Dauer mindestens 20 Minuten) der Auswirkungen einer Krankheit auf die Lebensgestaltung in unmittelbarem Zusammenhang mit der Feststellung oder erheblichen Verschlimmerung einer nachhaltig lebensverändernden oder lebensbedrohenden Erkrankung - gegebenenfalls einschließlich Planung eines operativen Eingriffs und Abwägung seiner Konsequenzen und Risiken -, einschließlich Beratung - gegebenenfalls unter Einbeziehung von Bezugspersonen |
Ob CMD eine lebensbedrohende Erkrankung sein kann, darüber mag man im Einzelfall spekulieren, wenn Patienten gelegentlich mit Selbstmord drohen, weil sie die chronischen Schmerzen nicht mehr auszuhalten bereit sind. Das kommt zum Glück nur sehr selten vor.
Was aber sehr wohl vorkommt und das recht regelmäßig, dass Patienten in Folge der Diagnose einer CMD eine Veränderung ihres Lebens erleben. Natürlich, und das ist sicherlich der positive Aspekt, dass sich das Leben nicht mehr nur und ausschließlich um das Thema Schmerzen dreht, oder darum, dass diese Menschen sich sozial isolieren, weil sie nicht mehr richtig sprechen oder schlucken können oder einfach keine Lust mehr haben sich mit anderen Menschen zu treffen, weil sie schmerzbedingt zunehmend an Depressionen leiden.
CMD ist oft ein Thema, das nicht nur vom Behandlungsteam, sondern vor allem vom Patienten Änderungen verlangt. Sei es, dass Behandlungstermin in bestimmten Terminkaskaden wahrgenommen werden müssen. Sei es, dass die mit der Behandlung verbundenen wirtschaftlichen Belastungen zu Änderungen im privaten Lebensstil führen. Wer hat schon einfach so das Geld die aufwändigen Untersuchungen und weiterführenden Behandlungen zu bezahlen, zumal dann, wenn man nicht gut versichert oder beihilfefähig ist.
Unser Patient aus Heidelberg hat heute erklärt, dass er vorerst sein Studium unterbrechen wird um eine funktionstherapeutische Behandlung seines Kauorgans in Kiel in die Wege zu leiten.
Wir meinen, das sind "lebensverändernde" Entscheidungen und insofern sind eben die Überlegungen, die im Zusammenhang mit der Diagnose einer CMD abzuwägen sind, in aller Regel lebensverändernd. Mal mehr und mal weniger. Meist mehr, denn warum kommen Patienten sonst zu jedem Behandlungstermin aus mehreren hundert Kilometern Entfernung nach Kiel angefahren?
Viele Betroffene, die sich mit Recht darüber beklagen, dass ihr Umfeld sie mit ihren Schmerzen nicht wahrnimmt: "Stell Dich mal nicht so an!" "Kopfschmerzen hat doch Jeder!", verstehen sehr gut, das mit der Diagnose einer CMD, zumindest für eine Zeit, viele Dinge nicht mehr so sind, wie sie waren, und erst nach dem Durchqueren eines langen Tals, am Ende wieder ein Leben wartet, wie es einmal war, bevor man an den Symptomen einer CMD erkrankt ist.
Und weil das so ist, und diese Dinge im Rahmen der Diagnose einer CMD besprochen werden müssen, erfolgt auch die Berechnung der GOÄ 34 vollkommen korrekt.
Darum geht es den Betroffenen aber am allerwenigsten. Vielmehr darum, dass Freunde, Verwandte und Bekannte verstehen mögen, dass die Erkrankung an einer CMD für denjenigen, den es trifft, in aller Regel einen persönlichen Schicksalsschlag darstellt und eben keine Luxuserkrankung gelangweilter Müßiggänger oder psychosomatisch introvertierter Weicheier darstellt!
CMD kann Jeden treffen und man muss noch nicht einmal selbst etwas falsch machen. Oft genug greift der "Liebe Gott" einfach nur ins falsche Regal und Strukturen des stomatognathen Systems passen einfach nicht so zusammen, wie sie es sollten. Wenn dann noch der Kieferorthopäde oder der Zahnarzt nicht den rechten Blick zur rechten Zeit haben, dann ist das Drama eigentlich schon vorprogrammiert.