Eines unserer "Lieblingsthemen": Chronische Pulpitiden
Ein Problem, das nicht nur bei "CMD-Patienten" auftritt, aber zumindest "gefühlt" bei diesen häufiger, als sonst.
Chronische Pulpitiden, in aller Regel an nichts zu erkennen, auch nicht auf Röntgenbildern, sondern nur anhand der Angaben des Patienten. Meist sind es Zähne, die immer mal wieder "rummuckeln", aber nie so richtig und auch das "Rummuckeln" in aller Regel nach ein paar Tagen wieder nachlässt.
Schädlich sind diese chronischen Pulpitiden allein schon deshalb, weil sie eben dazu führen, dass ein Zahn nicht korrekt belastet werden kann, sondern durch eine neuromuskuläre Reflexschleife dafür sorgt, dass der Unterkiefer kurz vor der Belastung ein Stück weit in eine andere Position gezogen wird, damit es beim zusammenbeißen nicht weh tut.
Man muss nicht besonders viel Phantasie besitzen, damit einem klar wird, es dann nicht nur an disem Zahn mit der chronischen Pulpitis dazu kommt, dass der Biss nicht mehr stimmt, sondern auch an allen anderen Zähnen in der Mundhöhle. Dortige Fehlbelastungen aber wieder zu neuen neuromuskulären Reflexbögen führen können.
Das Ganze muss man sich dann so vorstellen, wie ein Medikament, das Nebenwirkungen hat. Gegen diese Nebenwirkungen werden dann wieder neue Medikamte gegeben, die wiederum neue Nebenwirkungen haben.
Und so nimmt der Patient am Ende 10 Medikamente, von denen 9 nur genommen werden um die Nebenwirkungen von irgendwelchen Nebenwirkungen auszugleichen!
Etwas vereinfacht könnte man sagen: Die "weißen" Bezirke des geformten Nerven sind abgestorben. Die "roten" umschriebenen Bezirke leben noch.
Eine gesunde Pulpa (Zahnnerv) hat keine "Formung". Ein gesunder Zahnnerv wirkt wie eine Art Blutschwamm und ist praktisch nicht mit einer Pinzette zu greifen.
Die Tendenz zur Ausformung des chronisch pulpitisch geschädigten Zahnnerven ist gerade das Zeichen des chronischen "Absterbens" des Zahnnerven.
Ein gangränöser Zahnnerv zersetzt sich hingegen in eine gelblich pastöse Substanz mit erheblich gangränösem Geruch. Dieser kann so stark sein, dass das gesamte Behandlungszimmer danach stundenlang riecht. Das kommt aber sehr, sehr selten vor.
Chronisch pulpitische Nerven hingegen entwickeln keinerlei Geruch. Das geradezu Typische daran ist, dass man den "Nerv" aufbohren kann und kein Blut aus dem eröffneten Zahn nach außen tritt!
Wenn man derart chronisch entzündliche Pulpitiden vor sich sieht, bekommt man eine Ahnung, was sich wohl hinter dem Glauben des Mittalters bis in die Neuzeit hinein, verbergen könnte, dass man damals ernsthaft glaubte für die kariöse Zersetzung der Zähne sei ein sogenannter "Zahnwurm" verantwortlich!
Denn in der Tat wirken diese chronischen Pulpitiden wie kleine Glasnudeln oder eben ein kleiner gläserner Wurm, mit roten Pünktchen versehen.