Ein nicht so erfreulicher Termin
Die Zeit heilt alle Wunden, so heißt es ja sprichwörtlich und zum Glück ist das auch so.
Dann kommt inzwischen noch so etwas wie "Altersmilde" hinzu, was per se erst mal gut ist.
Dann wiederum trägt man gelegentlich jahrelang alte Fälle mit sich, die schon lange hinter einem liegen, aber eben noch nicht abgearbeitet sind, weil zum Beispiel die Rechnungen noch nicht alle beglichen sind.
Deshalb traf man sich gestern, inzwischen glücklicherweise virtuell in einem Gerichtssaal, um über ausstehende Zahlungen zu sprechen. Glücklicherweise deshalb, weil man nicht hinfahren musste.
Das verlief auch wesentlich angenehmer, als "befürchtet".
Nun sitzt man inzwischen mit einem zeitlichen Abstand von vier Jahren da, hat lange Zeit nichts miteinander zu tun gehabt und fragt sich, ob man die Abläufe damals nicht hätte besser hinbekommen können.
Aus heutiger Sicht muss man wohl sagen: Ja. Besser geht immer!
Wieso, warum, weshalb, wäre heute sowieso nicht mehr aufzuklären und würde auch nichts bringen, die damaligen Differenzen klären zu wollen.
Denn wie man gestern hörte, läuft besagte Patientin inzwischen seit 4 Jahren mit den damals hier erstellten Laborgefertigten Dauerprovisorien durch den Schwarzwald und hat bis heute keine weiterführende Lösung gefunden, weil es, so beschrieb es die Patientin, keinen Zahnarzt gäbe, der sich an den Fall herantrauen würde. Dabei waren die Dauerprovisorien für einen Erprobungszeitraum von 6-9 Monaten vorgesehen. Daraus sind inzwischen 48 Monate geworden und vermutlich werden es noch mehr.
Wenn die aber in absehbarer Zeit zerbrechen, geht das Problem für die Patientin erst richtig los.
Ob man nun, die zwischenzeitig gestoppte funktionstherapeutische Rekonstruktion des Kaurorgans weiterführen könnte, oder aber, was wohl eher wahrscheinlich sein dürfte, ganz von vorne beginnen müsste, ist auf die Entfernung schwer einzuschätzen.
Was man wohl mit Sicherheit zu sagen vermag, dass die Dauerprovisorien inzwischen "abgenudelt" sein dürften.
Nun kann man sich natürlich als Prozessgegner hinstellen und frohlocken, dass das Ganze wohl doch nicht so einfach ist, wie es in streitigen Auseinandersetzungen dann oftmals gerne von den Anwälten dargestellt wird.
Das fällt aber, mit dem inzwischen eingetretenen zeitlichen Abstand nicht nur schwer, sondern man ist betroffen, weil ja Niemand einem Patienten, auch dann, wenn er seine Rechnung nicht bezahlt hat, etwas Böses wünscht.
Allein schon deshalb nicht, weil derartige Gedanken am Ende immer auf einen selbst zurückfallen, so wie ein Bumerang, der scheinbar erst von einem wegfliegt und dann auf einmal wiederkehrt.
Tatsächlich scheint die Situation aber eben dann doch komplexer, als zumindest seitens der ehemaligen Patientin gedacht.
Wir selbst haben keine Möglichkeit mehr einzuwirken. Das Einzige, was es zu klären gilt, ob die ausstehenden Rechnungen noch zu begleichen sind, und wie man das dann technisch abwickelt.
Erfreulich an der Sache ist, dass man es geschafft hat in der Zwischenzeit eine innere Distanz aufzubauen und sich emotional zu lösen.
Man sollte nie vergessen, dass man viel Zeit auf engem Raum miteinander verbringt, wenn man versucht gemeinsam einen Fall zu lösen, der in aller Regel immer mit stärkeren und langwierigen Schmerzen und Beschwerden verbunden ist.
Ganz nebenbei erhält man durch einen derartigen Zufall eine Information bzgl. der Qualität der Dauerprovisorien, die inzwischen 6- bis 8-mal so lange halten, wie konzipiert. So ähnlich wie beim "Boot", das auch über 200 Meter aushält, obwohl es nur für 120 Meter Tiefe konzipiert war.
Natürlich würde man heute alles tun, um der ehemaligen Patientin zu helfen. Allerdings gibt es da noch inzwischen 4 Jahren nichts mehr, was diesbezüglich konkret behilflich sein könnte.
Die Dinge liegen nun bei den Anwälten, der ehemaligen Patientin möchte man alles Gute wünschen, vor allem, dass sie einen Behandler findet, der sich an den Fall rantraut.
Das dürfte, aus den hier oftmals genannten Gründen mit zunehmender Zeit aber immer schwieriger werden, weil das Thema CMD eher ein Totes Pferd ist, auf dem nur noch ganz wenige reiten und die scheinbaren Alternativen tatsächlich keine Alternativen sind.
Der Behandlungsfall war nämlich. eigentlich wie alle CMD-Behandlungsfälle, alles andere als einfach, weshalb die Patientin, man sollte das auch unter diesen Umständen als Kompliment verstehen, damals den weiten Weg auf sich genommen hat und davon gehen zumindest wir in Kiel aus, auch zu einem Erfolg gekommen wäre, wenn man die Behandlung, so wie ursprünglich geplant, auch ganz bis zum Ende durchgeführt, und nicht mittendrin, seitens der Patientin, abgebrochen hätte.
Die Behandlung war eben nicht mit der Eingliederung der letzten Dauerprovisorien abgeschlossen, sondern danach schließt sich eine Erprobungszeit der rekonstruierten Bisslage an, die zu regelmäßigen Kontrollen und Korrekturen führt, bevor dann nach 6 bis 9 Monaten eine Umsetzung der Dauerprovisorien in definitive zahntechnische Restaurationen erfolgen kann.
Ob der Fall nun so hätte laufen könne, wie der aktuelle Fall einer Patientin aus Brandenburg wird man nie erfahren. Andererseits spricht auch nicht wirklich etwas dagegen, dass es so gekommen wäre. Für die Patientin wäre das sicherlich ein Verlust.
Was man eben sagen kann, dass Behandlungserfolge im Bereich CMD immer äußerst schwierig einzustellen sind und es einfach manchmal Zeit dauert, im schlimmsten Fall sogar mehrerer Versuche die wirklich optimale Bisslage zu finden und einzustellen.
Dabei immer im Hinterkopf sein muss, dass das, was eben noch richtig eingestellt war und einen Supereffekt bewirkte, schon morgen wider Schall von gestern gewesen sein kann, weil sich Okklusion eben auch verändert!
Das bedeutet aber eben noch lange nicht daraus den Schluss zu ziehen, dass es dann ja sowieso nichts bringt etwas zu unternehmen.
Die Patientin aus Brandenburg ist jedenfalls schon ganz lange Zeit wieder arbeitsfähig.