Ein neuer Patient aus Wolfsburg
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Wenn sie nicht mehr weiterwissen ist es auf einmal ein Fall für die Psychobehandlung
Das Leitsymptom der Patientin des Patienten lautet: Extreme Nackenschmerzen
Die Beschwerden bestehen seit: Mitte der 1990er Jahre, seit 2006 extrem, 20% MdE
Die Besonderheit des Falles liegt in der offensichtlich sehr guten Vorbehandlung einer kieferchirurgisch-kieferorthopädischen Umstellungsosteotomie, bei zuvor bestehender Kopfbissstellung im Frontzahnbereich. Aufwand und Ergebnis der kombinierten Behandlung sehen auf den ersten Blick gut aus. Recihen aber bei einem Patienten mit einer funktionellen Anamnese nicht aus.
Der Beschwerdelevel liegt auf einer Skala von 0-10 bei: schwankend 4-7
Der Grad der Beeinträchtigung des Wohlbefindens liegt auf einer Skala von 0-10 bei: 7 bis 8
Es bestehen folgende weitere Beschwerden:
Kopfschmerzen
Gesichtsschmerzen
Wandernden Beschwerden in den Kiefern
Unerklärlichen Zahn-/Kieferbeschwerden
Beschwerden im Bereich der Jochbögen
Wiederkehrenden Problemen der Nasennebenhöhlen
Zugempfindlichkeit
Kribbeln in den Fingern
Schwindel
Stress
Augenlidzucken
Beschwerden der Augen, Druck hinter den Augen
Unerklärlichen Sehstörungen
Halsschulternackenbeschwerden
Rückenschmerzen
Ohrgeräusche
Tinnitus
Morgendlich festem Biss
Ohrbeschwerden
„Watte im Ohr“ Gefühl
Verschlechterte Hörleistung
Es besteht das Gefühl, dass
Morgens wie gerädert: Patient schläft 8 Stunden hat aber das Gefühl nur 2 Stunden geschlafen zu haben
Zähneknirschen/pressen
Es wurden bisher erfolglos konsultiert:
HNO-Arzt
Augenarzt
Neurologen
Orthopäden
Physiotherapeuten
Osteopathen
Zahnarzt
Anderen Behandlern: Psychotherapeutische Behandlung ohne irgendeinen konkreten Behandlungserfolg. "Die wissen irgendwann nicht mehr weiter und dann ist es auf eimal die Psyche!"
Logopädie mit einer Verbesserung der Beschwerdeistuaiton nach umfangreicher Umstellungsosteotomie, indiziert durch eine Dysgnathie im Sinn einer Progenie.
Es erfolgt die klinisch manuell provokative Erstuntersuchung und darüber hinaus die Maßnahmen zur Herstellung und Eingliederung eines adjustierten Aufbissbehelfs zum Nachweis einer CMD.

Das Problem dieser Behandlung besteht darin, dass bereits zum Zeitpunkt der kombinierte kieferchirurgisch-kieferorthopädischen Behandlung eindeutig erkennbar war, dass der Patient an funktionellen Beschwerden gelitten hat.
Auch wenn das Behandlungsergebnis auf den ersten Blick betrachtet relativ gut erscheint, so hat man doch einen entscheidenden Fehler gemacht, den wir auch immer wieder in derartigen Fällen ansprechen.
Möglicherweise würde ein Patient ohne funktionelle Prädisposition mit dem abschließend erzielten kieferorthopädischen Behandlungergebnis klar kommen.
Dieser Patient tut es eindeutig nicht. Erschwerden kommt hinzu, dass die okklusale Situation durch mehrere Dauerretainer künstlich aufrecht erhalten wird und es viele Indizien dafür gibt, dass sich die Okklusion, nach Entfernung der Dauerretainer im Sinne einer Rezidivs verändern wird.
Was also wäre in diesem Fall richtig gewesen?
Den Patienten vor Behandlungsbeginn darüber aufzuklären, dass es trotz einer vollkommen korrekten kieferchirurgisch-kieferorthopädischen Behandlung am Ende dann doch noch notwendig werden könnte funktionsprothetisch nachzubehandeln. Und zwar nicht in einer künstlich aufrechterhaltenen okklusalen Situaiton, mittels mehrerer Dauerretainer, sondern mit Zähnen, die sich sozusagen freiwillig dort aufhalten, woe sie im muskulären Gleichgewicht des stomatognathen Systems hingehören.
Es ist eben in diesne Fällen allein mit kieferorthopädischen Behandlungsmaßnahmen nicht möglich eine ausgeglichene statische und vor allem eine interferenzfreie dynamische Okklusion einzustellen.
Bei diesem Patienten liegen sowohl in der statischen, als auch vor allem der dynamischen Okklusion deutliche Mängel vor, bei denen nun nachgewiesen werden muss, ob diese Mängel in einem kausalen Zusammenhang zu den vielfachen Beschwerrden des Patienten stehen.
Es geht also primär nicht um einen Mangel der durchgeführten Behandlung, sondern um einen Aufklärungsmangel und um ein fehlendes Bewusstsein bei vielen Kieferorthopäden, dass Kieferorthopädie zwar sinnvoll sein kann, aber eben in derartigen Fällen keinen Ersatz für eine zahnärztlich funktionelle Therapie darstellt, sondern eine Vorleistung, die versucht eine ungünstige Situation zu verbessern, aber eben nicht in der notwendigen Präzision zu beseitigen, wie dies nur unter zahnärztlich funktionstherapeutischen Maßnahmen regelmäßig möglich ist.
Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt zeigen die erbrachten Maßnahmen eine Verbesserung der Situaiton des Patienten, vermutlich aber noch lange nicht das, was medizinisch möglich ist.