Ein neuer Patient aus Heidelberg mit kieferorthopädischer Vorbehandlung
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Der Patient beklagt schwere Schluckbeschwerden. Der Beschwerdelevel liegt bei "5-6", der Nervlevel bei "8". Angesichts des Umstandes, dass der Patient sehr bemüht war kurzfristig einen Termin zu erhalten muss man sogar davon ausgehen, dass der Beschwerdelvel vermnutlich noch höher liegt.
Für die Patienten ist diese Kategorisierung nicht immer einfach, steht doch immer die FRage im Raum, was eigentlich bedeutet "Level 10".
Vom 12 bis zum 16. Lebensjahr wurde eine kieferorthopädische Behandlung durchgeführt. Danach folgte eine Behandlung mit einem Dauerretainer. Etwa ab dem 20 Lebensjahr begannen zunehmende Beschwerden wie:
Schmerzen im Gesichtsbereich, beidseitig
Ziehen in den Armen
Kribbeln in den Fingern
Schwindel
Augenlidzucken
Stiche hinter den Augen
Unerklärliche Sehstörungen
Halsschulternackenbeschwerden
Morgentlich fester Biss
Zunehmende Beschwerden beim sprechen, was den Patienten sehr anstrengt
Seit 2009 eine Tagesmüdigkeit und Erschöpfung
Zuckungen in den Füßen und im Nacken
Taube Zunge
Konsultationen bei folgenden Ärzten und Gesundheitsdienstleistern blieben ohne Ergebnis:
HNO-Arzt mit Schlaflaboruntersuchungen
Augenarzt
Neurologe
Orthopäde
Physiotherapeut
Osteopath
Zahnarzt
Gatroenterologe mit Magenspiegelung
Habituelle Zwangsbisslage nach Kieferorthopädie
Erkennbar: Deutliche Nonokklusion im Seitenzahgebiet in neuromuskulär zentrierter Bisslage auf Grund massiver Vorkontakte in der statischen Okklusion.
Neuromuskulär zentrierte Bisslage zur Herstellung eines adjustierten Aufbissbshelfs
Herstellung und Eingliederung eines adjustierte Aufbissbshelfs
Der Patient erhielt um 15:15 einen adjustierten Unterkieferaufbissbshelf bei einem Beschwerdelevel: "5-6".
Um 16:30 lag der Beschwerdelevel bei "4".
In ca. 60 Minuten folgende Entwicklung:
Patient empfindet ein Kribbeln in den Knien
Die Halsschulternackenbeschwerden sind vermindert, der Nacken lockert sich
Die Schluckbeschwerden nehmen ab.
Es ist müssig darüber zu diskutieren, ob die kieferorthopädsiche Behandlung in der Jugendzeit die Ursache der funktionellen Probleme des Patienten darstellt, die ca. 2 Jahre nach Abschluss de aktiven kieferorthopädischen Behandlung begonnen hat. So wird regelmäßig auch von kieferorthopädischer Seite argumentiert.
Umgekehrt wird aber ein Schuh daraus: Wie kann es sein, dass am Ende einer mehrjährigen kieferorthopädischen Behandlung eine intermaxilärre Situation vorliegt mt einer habituellen Zwangsbisslage, die unzweifelhaft in diesem Fall zu den starken Beschwerden des Patienten führt. Denn genau das ist nachweisbar unter Auflösung der habituellen Zwangsbisslage mit einem adjustierten Aufbissbshelf.
Das Ziel einer kieferorthopädischen Behandlung, wenn sie schon durchgeführt wird, sollte sein, dass der Patient am Ende nicht immer noch und vielleicht auch erst jetzt durch die kieferorthopädische Behandlung mit einer habituellen Zwangsbisslage dasteht, die das Risiko einer funktionellen Erkrankung in sich trägt.
Das Problem ist eben nur, wie man an diesem Fall sieht, dass man mit kieferorthopädischen Maßnahmen allein die Probleme der dysgnathen Bisslage offensichtlich nicht hat behandeln können. Es ist ja nicht davon auszugehen, dass ein Kieferorthopäde vorsätzlich diese Störungen der statischen und dynamischen Okklusion im Munde des Patienten hinterlässt, wenn der Kieferorthopäde diese massiven Störungen hätte beseitigen können.
Das hätte man dem Patienten und seinen Eltern aber vor Durchführung einer kieferorthopädischen Behandlung im Sinne einer Aufklärung mit auf den Weg geben müssen. Das bestimmte Probleme der Okklusion in aller Regel nicht allein mit kieferorthopädischen Einstellmaßnahmen der Okklusion behandelbar sind und gegebenenfalls eine zahnärztlich-funktionelle-Nachbehandlung notwendig sein kann, wenn der Patient in der zeitlichen Folge funktionelle Beschwerden entwickelt.
Der Zahnarzt, der dieses Problem dann aber hinterher invasiv lösen muss, ist eben nicht der "Böse" und der Kieferorthopädem, der im Vorfeld nur halbe Arbeit geleistet hat der "Gute", der die Zähne schont und in Ruhe lässt.
Genau dieses Bild wird aber nicht selten "gezeichnet".