Der Patient aus Darmstadt und das Drama vor dem Sommerurlaub
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Alles hätte so schön sein können.
Die Behandlung war abgeschlossen und der Patient weitestgehend beschwerdefrei. Bei einem Anfangsbeschwerdelevel von 10 eine bemerkenswerte Leistung.
Aber....
...war da doch noch eine klitzekleine muskuläre Verspannung in der Wange.
Es wurde gemessen, wo nichts mehr zu messen war und der Patient machte dann seine Angaben.
Mikrometer wurden abgetragen. Nochmals und nochmals.
Mehrfach war der Patient in Kiel, weil es doch immer noch ein klitzekleines bisschen besser gehen könnte.
Und letzte Woche, nach zwei Tagen Kontrollen und immer weiteren klitzekleinen Einschleifmaßnahmen war es dann soweit.
Der Patient war zufrieden. Nichts, aber auch wirklich nichts störte mehr.
Man ging auseinander und zwei Tage später meldete sich die Mutter. Ihrem Sohn ginge es ganz schlecht.
Jeder Schrauber kennt das Problem: Nach fest kommt ab und so war es denn auch hier.
Nun fragt man sich, ob man das denn nicht messen konnte? Das kann man, aber das ist eben nicht so einfach, weil das Kauorgan ein Gelenksystem darstellt, indem die Kiefergelenke im wahrsten Sinne des Wortes rumeiern.
Messungen sprechen von bis zu 0,3 Millimetern. Das erscheint nicht viel, aber wenn man eine Okklusion auf 8/1000 Millimeter einstellen will und in dem System sind schon bauartbedingt bis zu 300/1000 Millimeter Spiel drin, dann wird einem schon klar, wo das Problem liegt.
Nun erschien der Patient zur Instrumentellen Okklusionsanalyse und die ergab?
Sie werden es erraten. Da, wo es vorher vermeintlich zu hoch war, ist es nunmehr zu niedrig.
Zu niedrig im Mund aber bedeutet: Raus und neu.
Zur Überbrückung des Sommerurlaubs erhält der Patient nun erst einmal einen Aufbissbehelf und nach dem Urlaub werden vier vollkeramische Teilkronen ausgewechselt.
Nun ist man gut beraten, auch bei derartigen Problemen immer ein bisschen Sonne im Herzen zu bewahren und das Positive zu sehen.
Das besteht ja schlichtweg darin, dass wenn wir mit dem Patienten nochmal dahin kommen, wo wir mal waren, es dann einfach auch mal gut sein lässt, denn wie bekannt:
Nach fest kommt ab oder aber nach Weitestgehend beschwerdefrei kommt erneut volle Beschwerden!
Wir werden das hinbekommen, aber der Aufwand ist schon recht groß, der nun betrieben werden muss. Das ist dem Patienten aber alles klar und bekannt.
Es müssen nunmehr auf die linke Seite Vollkeramiken eingebracht werden, die ca 15 bis 30/1000 Millimeter höher sind, als die jetzigen!