Der Exodus beginnt
Der Exodus der Alten weißen Männer, konkret der Zahnärzte aus den sogenannten geburtenstarken Jahrgängen, geht los.
Das Ganze wesentlich schneller und dramatischer, als gedacht.
Zum Vergleich: Als der Verfasser dieses BLOG sich 1998 in Kiel niederlassen wollte, bestand eine Niederlassungssperre und im gesamte Jahr 1998 wurde eine einzige Zahnarztpraxis in Kiel übergeben. Und zwar die, die der Verfasser dieses BLOGS für viel, sehr viel Geld erworben hat, denn der abgebende Dentist seines Zeichens wusste, dass er die einzige Praxis in Kiel zu veräußern hatte.
Aktuell sind allein in der Kieler Innenstadt, wohlgemerkt nicht in ganz Kiel, 6, in Worten sechs Zahnarztpraxen abzugeben. In Neumünster eine 800 Schein Praxis mit 430qm Fläche und 5 Behandlungszimmern für sage und schreibe 150.000,-€. Man könnt auch sagen: Geschenkt!
Und? Keiner will die Praxen haben, denn wir erinnern uns:
Frauenanteil in der Zahnheilkunde 80%. Die Damen möchten gerne eine
1. Gute work-life-balance
2. Kein persönliches Risiko
3. Familie und Beruf unter einen Hut bringen
4. Geregelte Arbeitszeiten
5. Teilzeitarbeit
6. Keine Selbständigkeit
7. Keine finanziellen Verbindlichkeiten.
Also, kurz gesagt: alles, aber keine Selbständigkeit.
Und nun gehen Sie die Alten weißen Zahnärzte aus ihren eingeführten Zahnarztpraxen und die jungen, geworklifebalancierten Jungzahnärztinnen wollen sie nicht, denn sie möchten gerne Jemanden finden, der bereit ist
1. Auf eine gute work-life Balance zu verzichten
2. Bereit ist ein Risiko einzugehen
3. Bereit ist Familie Familie sein zu lassen
4. Von morgens bis abends im Laden zu stehen
5. Immer ansprechbar und verfügbar ist
6. Noch an die Selbständigkeit in einer DDR 2.0. glaubt
7. Bereit ist sich bis über beide Ohren zu verschulden
und...
8. Bereit ist den o.a. Jungzahnärztinnen den Himmel auf Erden zu bieten.
Wir haben heute das Fortbildungsangebot der ZÄK-SH erhalten.
Kurze Zusammenfassung: Es sieht schlecht aus für die Patienten und die mit einer möglichen CMD ganz besonders.
Deshalb auch an dieser Stelle:
Hören Sie bitte endlich damit auf uns nachts um 23:00 Uhr ihre seitenlangen Klageberichte zu senden, um sofortigen Rückruf zu bitten, um uns dann am nächsten Tag ganz betroffen mitzuteilen, dass man zwar bereit sei 18,75,-€ Eigenanteil zu erbingen, aber doch nicht diese Summen, wo dieselben Patienten noch in der Nacht zuvor damit gedroht haben sich in Kürze umzubringen, wenn ihnen nicht sofort jemand helfen würde.
Das nächste Problem, über das noch gar nicht geredet wird: Diejenigen, die noch im Gesundheitswesen tätig sind und tätig bleiben müssen, weil sie ihre Rente oder Versorgungen noch nicht zusammen haben, haben nach den vielen Jahren, in denen sie von der Gesundheitspolitik gegeneinander ausgespielt wurden, nur noch begrenzte Lust ihr Leben der Medizin zu widmen.
Wenn man sich diesen professoralen Versager ansieht, der zurzeit als Gesundheitsminister sein Unwesen treibt, dann muss einen nichts mehr wundern. Aber... wir zeigen der ganzen Welt, dass wir die Moralweltmeister sind, die es erst mal an Doppelmoral zu schlagen gilt.
Die Doppelmoral, von den im Gesundheitswesen immer mehr zu verlangen bei stagnierenden, ja sogar fallenden Einkommenen, die muss man auch erst mal haben, sehr geehrter Herr Professor Lauterbach. Bitte klatschen! Viel mehr an Verarschung geht ja kaum noch!
Nachtrag:
Es scheint inzwischen so zu sein, dass die ersten Zahnarztketten langsam realisieren, dass die dort vorhandenen Renditeerwartungen auf den Leistungen beruhte, die von selbständigen, ganztätig tätigen alten, weißen Zahnärzten erwirtschaftet wurden.
Der Trend in der Zahnheilkunde, wie auch des Gesellschaft ist daber gerade der, dass sich die jüngere Generation dafür entscheidet weniger zu arbeiten und den eigenen Beruf nicht mehr in den Lebensmittelpunkt zu stellen bereit ist.
Das wiederum bedeutet, dass die Identifikation mit der eigenen Berufsausübung sinkt und das Privatleben nicht mehr dem Beruf untergeordnet wird.
So traurig sich das auch anhört, war es doch aber genau das, was Patienten von Ihren Ärzten jahrzehntelang gewohnt waren. Dass die Ärzte sich, sozusagen schon von berufswegen, für ihre Patienten aufgeopfert haben.
Genau das machen die neuen Zahnärztinnen eben nicht mehr. Gut so, wird der eine oder andere denken. Schlecht, wenn er selbst von dieser Lebensmaximierungseinstellung betroffen ist.
Was bedeutet das nun für die Arztketten?
Mit den neuen teilzeitbeschäftigten, angestellten Zahnärztinnen dürften viele Renditeerwartungen nicht mehr aufgehen.
Die alten weißen Männer gehen trotzzdem in den Ruhestand.
Wo das am Ende hinführen wird?
Schwer zu sagen, aber mit Sicherheit nicht in einer erhofften besseren Versorgung der Bevölkerung und das zu Sozialpreisen, die für die Erbringer dieser Gesundheitsleistungen schon lange aosuial sind.