Arztportale und wer sie "füttert"
Heute und aus gegebenem Anlass ein Beitrag in eigener Sache. Natürlich gehören auch wir zu den Geplagten von Arztportalen wie "Jameda" und anderen. Die Massivität mit der "Patienten" hier vorgehen sprengt aber inzwischen jede vertretbare Dimension. Ist es schon fast zum Normalzustand geworden, dass Patienten, die sich unverstanden fühlen oder eine Behandlung aus wirtschaftlichen Gründen nicht durchzuführen in der Lage sind, aus Wut mit schlechten Internetbewertungen drohen und auch durchführen. Neu ist, dass Patienten, die ihre Rechnung nicht zahlen wollen, unverhohlen damit drohen, bei nichtvorhandener Bereitschaft des Arztes auf die Zahlung oder Teilzahlung zu verzichten, erklären, das würde man bereuen, weil damit folgerichtig eine schlechte Bewertung im Internet verbunden sei. Der Eindruck, der sich bei uns immer mehr verdichtet ist der:
Positive Kommentierungen in Internetportalen sind häufig Fakes und negative Bewertungen sind Ausdruck Enttäuschter, weil der Arzt nicht macht, was der Patient will.
Interesant ist zudem, dass Ärzte, die in diesen "Arztportalen" ihre Praxis bewerben stets nur Bewertungen im "Einserbereich" erfahren.
Zugegeben: Es ist dann tatsächlich "arrogant", wenn der Arzt es wagt eine andere fachliche Meinung zu haben als der Patient.
Es kommt selten vor, aber es kommt vor, dass man irgendwann in einer Untersuchung erkennen muss, dass die Probleme des Patienten zwar im Bereich des Kauorgans liegen, aber eben auch im psychischen oder psychosomatischen Bereich. Was man in seltenen Fällen dann im CMD CENTRUM Kiel erlebt, ist extrem belastend für das gesamte Behandlungsteam. Es scheint keine wirklich wirksame Strategie zu existieren sich aus diesen Gesprächen zu lösen, die sich gefühlt endlos im Kreise drehen und an deren Ende ein erschöpfter Arzt und dessen Mitarbeiterinnen stehen.
Und ein Patient, der laut schreiend die Praxis verlässt, die Tür zuschmeißt, Arzt und Mitarbeiterinnen mit Verünschungen überzieht und an den nächsten Computer zieht um dort dann die Öffentlichkeit über die Unfähigkeit, Geldgier und Arroganz der im CMD CENTRUM KIEL Tätigen zu informieren. Allerdings erst, nachdem geklärt ist, dass das "Geschäft": "Verzicht auf Honorar" gegen "keine schlechte Bewertung im Internet" nicht zustande gekommen ist.
Nein! Wir finden nicht, dass das heute Alltag in einer Medizinischen Eindrichtung sein sollte!
Es ist sehr schwierig in Worte zu fassen, was in diesen Fällen regelmäßig passiert.
Der Ablauf ist etwa folgender:
Der Patient war im Vorwege bei einer Vielzahl an Behandlern. Er erzählt folgende Geschichte:
Früher sei der Biss so und so gewesen! Zwar nicht richtig, aber man habe keine Beschwerden gehabt. Dann sei etwas im Mund verändert worden. Weisheitszähne wurden entfernt, eine Brücke wurde erneuert. Danach begannen die Beschwerden!
Der Patient ist felsenfest davon überzeugt, würde man ihm den alten, bekannten, fehlerhaften Biss zurück geben, seine Beschwerden würden verschwinden.
Nun weiß jeder, der mit diesem Thema konfrontiert ist, dass in aller Regel das Problem dieser Fälle darin besteht überhaupt erst einmal den korrekten, will sagen physiologischen Biss des Patienten zu finden und einzustellen.
Hier läuft nun aber etwas vollkommen Irreguläres ab. Dieser Patient hat die Vorstellung und die Forderung, und die versucht er immer vehementer durchzusetzen, man müsse ihm nur seinen fehlerhaften Biss wiedergeben, und zwar allein auf der Grundlage seiner mündlicher Erläuterungen. Gibt man diesem Patienten Modelle in die Hand, um das was in Worte gefasst nicht klar verständlich ist, konkret zu zeigen und zu demonstrieren, erhält man nach einer gewissen Zeit des Rumhantierens die Auskunft: „Das kann "MAN" nicht zeigen!“
Die Stimmung in diesen Fällen wird immer gereizter, weil dieser Patient ja davon ausgeht, ein „CMD-Spezialist“ müsse doch in der Lage sein ihm seinen alten, fehlerhaften Biss wiederzugeben.
Das ist aber zum einen technisch unmöglich, zum anderen geradezu widersinnig zu glauben, ein bewusst falscher Biss könne zu einer Besserung der Beschwerden führen!
Diese Diskussionen drehen sich endlos im Kreis, weil dieser Patient seine Meinung hat und er alleine weiß, wie ihm zu helfen ist. Er sucht nicht wirklich die Expertise, sondern den Arzt, der ihn nach seinen Vorstellungen behandelt.
Wenn der Arzt das nicht tut ist er ein Stümper, unfähig, arrogant und diese Liste ließe sich beliebig weiterführen.
Es hat wohl auch etwas damit zu tun, dass dieser Patient den Arzt nicht mehr als Fachkundigen betrachtet, sondern auf Grund seiner eigenen langen Leidenserfahrung als einen Dienstleister, der ihm seine Wünsche zu erfüllen hat. Im Prinzip schreibt sich dieser Patient eine höhere Expertise zu, als dem aufgesuchten Arzt. Wenn er sich selbst behandeln könnte, würde er es tun. Er braucht aber einen Arzt als verlängerten Arm der eigenen Vorstellungen. Einen Arzt, der das tut, was der Patient meint für ihn richtig sei.
Wenn das so funktionieren würde, wäre es ok. Die Erfahrung zeigt aber, dass es NIE funktioniert! Jedenfalls nicht im CMD CENTRUM KIEL. Denn es gibt Fälle, da geht man ganz bewusst den gewünschten Weg des Patienten, scheitert und hat dann aber die Erkenntnis des Patienten gesichert, dass es eben nicht so ist, wie der Patient sich das vorgestellt hat. Das kann ein Weg sein Vertrauen zu schaffen. Sich nicht dem Weg des Patienten zu verschließen, sondern es wirklich und nach vorheriger Absprache, gemeinsam zu versuchen. Aber dann eben auch gemeinsam die Erfahrung zu machen, dass der Patient mit seinen Vorstellungen falsch lag!
Unserer Meinung nach hat es auch damit zu tun, dass es nicht wenige Arztpraxen gibt, die sich als „Wohlfühlpraxis“ oder „Wellnesspraxis“ betrachten und auch darstellen . Der Patient soll sich wohlfühlen! Diese Patienten verstehen aber unter „wohlfühlen“, dass der Arzt zum verlängerten Arm der eigenen Vorstellungen wird.
Das aber kollidiert mit dem Berufsbild eines Arztes. Wir sind keine „Wellnessanbieter“ oder „Wohlfühldienstleister“! Wir orientieren uns an wissenschaftlichen Leitlinien und versuchen diese an die individuellen Gegebenheiten des konkreten Patientenfalles zu adaptieren.
Der marketingtechnische Trend der „Wohlfühlzahnarztpraxis“ steht geradezu im diametralen Widerspruch zu dem, was „CMD-Patienten“ benötigen! Einen Arzt, der ein erprobtes und bewährtes Konzept vertritt und das mit individuellen Anpassungen systematisch in der Behandlung umsetzt und nicht einen Dienstleister, der die medizinischen Vorstellungen eines wikipediahalbgebildeten Patienten umzusetzen versucht.
Dieser Patient ist es aber dann, der im Internet aktiv ist und seine "Erfahrung" mit Sicherheit in einer schlechten Internetbewertung dokumentiert.
Dass es Ärzte gibt, die aus Angst vor derartigen Mechanismen in einen medizinischen Defensivmodus verfallen, darf da nicht wundern.
Es ist eine der "Perversionen" dieser öffentlichen Pranger, die sich "Arztportale" nennen, dass sich im Internet eine Medizin durchsetzt, die geprägt ist von diesen Patienten, die wiederum den Arzt "hoch" schreiben, der sich im Sinne einer "Wellnessbehandlung" des Patienten verdient macht, aber nicht den, der ein nachvollziehbares, medizinisches Konzept vertritt, auch gegen die fachliche "Kompetenz" dieses Patienten!