Fall 118
Leitbefunde:

Situation einer extrem ausgeprägten "CMD", in Folge der Entfernung von Zähnen und nachfolgender implantatgestützter prothetischer Versorgung

Patientenidentifikation: 12750

Geschlecht: weiblich

Region Wohnort: Rotenburg

Erstvorstellung im „CMD-Centrum-Kiel“: 29.08.2011

Alter zum Zeitpunkt der ersten Vorstellung im „CMD-Centrum-Kiel“: 60 Jahre

Behandlungszeitraum Funktionsdiagnostik/-therapie: 29.08.2011- heute

Beschwerden vor Beginn der Behandlung im „CMD-Centrum-Kiel“:

  1. Beginn der aktuellen Beschwerden vor circa 5 Jahren
  2. Massive, ziehende Kiefer- und Gesichtsschmerzen, rechtsseitig
  3. Immer das Gefühl, auf der rechten Seite störe etwas
  4. Ich möchte mir die Schmerzen auf der rechten Seite „weg lutschen“
  5. Patientin kann zunehmend schlechter sprechen
  6. Patientin kaute dauernd Kaugummi, damit die Schmerzen nachlassen
  7. Undefinierbare, ausstrahlende Gesichtsschmerzen rechts Gesichtshälfte
  8. Kiefergelenkgeräusche, beidseitig
  9. Gefühl der Kiefer hake aus
  10. Halsschulternackenbeschwerden
  11. Starke Gesichtsschmerzen, rechts
  12. Schmerzniveau: dauernd 5 auf einer Skala von 0 bis 10, vor einem Jahr bei 10, in Schüben: 10
  13. Kopfbeweglichkeit eingeschränkt
  14. Schwindel, gelegentlich
  15. Gangunsicherheit
  16. Patientin isst, weil sie beim Essen keine Gesichtsschmerzen im Bereich der Kaumuskeln hat
  17. Sprache eingeschränkt

Besonderheiten des Behandlungsfalles:

Die Beschwerden der Patientin begannen vor ca. 5 Jahren, im Anschluss an Zahnentfernungen im rechten Unterkieferseitenzahnbereich und nachfolgende Implantationen, verbunden mit einer Kronen- und Brückenversorgung. Der Behandlungsfall stellt sich als eine sehr komplexe Mischung von schmerzhaften Beschwerden und "Unwohlgefühlen" dar. Diese "Unwohlgefühle" der Patientin beruhen darauf, dass trotz gut eingestellter Bisslage, nach Aussage der Patientin, das Gefühl herrscht, im Oberkiefer rechts, störten die Zähne, der Zahnbogen sei zu eng, Sie bliebe mit der Zunge an den Zähnen hängen und weiteres... Objektive Vermessungen vermögen diese Angaben nicht zu belegen! Das wurde anhand von Modellen wiederholt besprochen und belegt. Es wurde versucht mit mehreren, unterschiedlich gestalteteten "Laborgefertigten Dauerprovisorien" dieses "Unwohlgefühl" zu beseitigen. Dies ist bisher nicht vollständig gelungen, so dass sich mehr und mehr die Frage stellt, ob dieses "Unwohlgefühl" zahnärztlich zu lösen sein wird! Im Moment wird erneut eine neue Variante der Gestaltung einer dauerprovisorischen Versorgung im Oberkiefer, rechts erprobt. Hierzu werden die Versorgungen auf den vorhandenen Implantaten so weit als möglich nach bukkal orientiert, um der Zunge maximalen Spielraum nach rechts zu geben. Weiterhin empfindet die Patietin, nur auf der rechten Seite eine stark verschmälerte Breite der Seitenzähne, als sehr angenehm. Für diese "Gefühle" existieren weder erklärbare Ursachen noch anerkannte Lösungen. Die Problematik des Falles besteht darin, dass sich das schmerzhafte Beschwerdebild der Patientin inzwischen auf die rückwärtige rechte Halsmuskulatur und gelgentlich auf den rechten Schläfenbereich beschränkt. Dabei ist auch noch davon auszugehen, dass diese Beschwerden möglicherweise erst durch die fortwährenden Kontrollen der intraoralen Situation, durch die Zunge, von der Patientin selbst verursacht werden. Alle weiteren oben angeführten Beschwerden sind weitgehend bis vollständig verschwunden. Nicht verschwunden sind aber die Empfindungen der Patientin auf der rechten Seite bliebe sie mit der Zunge an den Zähnen hängen. Die Problematik ist nicht greifbar, trotz wiederholter Besprechungen an Modellen und im Munde der Patientin. Die Bisslage ist weitestgehend korrekt eingestellt, mit minimalen Veränderungen, bedingt durch die materialbedingte Ausführungen der "Laborgefertigten Dauerprovisorien". Es besteht darüber hinaus der Verdacht, dass die Patientin mit den gefühlt längeren Zähnen/Implantaten auf der rechten Seite, nicht klar kommt. Dies ist nicht änderbar, weil der Kieferknochen sich parodontititsbedingt auf den rechten Kieferseite, im Laufe der Jahrzehnte, immer weiter zurück gebildet hat. Links hingegen ist die Patientin bezahnt, was auch zu längeren Kieferkämmen führt. Zwischenzeitig wurde ein Psychiater in die Behandlung eingebunden. In dieser Phase ging es der Patientin nach Medikation besser. Ohne weitere Rücksprache hat die Patientin die Behandlung bei dem Psychiater, inklusive medikamentöser Begleitbehandlung abgebrochen. Die Behandlung dort habe nichts gebracht, ihr sei es schlechter gegangen. Sehr erschwerend stellt sich die Situation dar, dass der Patientin die Ausgangssituation der Beschwerden in weiten Teilen nicht mehr gegenwärtig ist, so dass zu erwarten wäre, dass die Patientin über die Beseitigung vieler Beschwerden zufrieden ist. Das ist aber erkennbar nicht der Fall, sondern es werden zunehmend Beschwerden beklagt, die nicht reproduzierbar sind oder sich in Form von "Gefühlen" ausdrücken, die wiederum nicht greifbar und zu verifizieren sind. Was man sagen kann, dass die Bissverhältnisse weitgehend stabil sind und auch von der Patientin nicht beklagt werden. Einge große Rolle scheint hingegen die Optik der Arbeiten zu spielen, auch wenn diese im hinteren Teil der Mundhöhle von außen nicht sichtbar sind. Als zusätzlich erschwerend stellt sich die Situation dar, dass die Kiefergelenke der Patientin im Sinne von "Schlottergelenken" arbeiten, also sehr viel Spiel in den Gelenken herrrscht, was es enorm erschwert den "korrekten Biss" der Patientin einzustellen. Es wird nun abzuwarten bleiben, ob das neue Konzept der neuen "Laborgefertigten Dauerprovisorien", mit einer stark reduzierten Breite der "physiologischen Okklusion" im rechten Oberkiefer zu einer Verbesserung der Situation führen. Als sehr problematisch stellt sich zunehmend die Situation dar, dass die Angaben der Patientin bezüglich ihres Beschwerdelevels nur sehr schwer nachzuvollziehen sind. Das liegt vermutlich darin begründet, dass "CMD-Patienten" regelmäßig sehr schnell vergessen , welche Beschwerden und mit welcher Ausprägung sie diese, zu Beginn einer Behandlung hatten.

Die Patientin hat inzwischen eine Schmerztherapeutin aufgesucht. Beschwerdelevel z.Zt.: 0

17.03.14: Beginn der definitiven funktionstherapeutischen Rekonstruktion, Präparation, Abformung der Unterkieferseitenzähne

31.03.14: Eingliederung der "definitiven Rekonstruktionen" der Unterkieferseitenzähne, Reinstallation der Implantataufbauten 14 und 16 und Eingliederung der "Laborgefertigten dauerprovisorischen Brücke". Von der Patientin gut akzeptiert

28.04.14: Präparation, Abformung der Oberkieferseitenzähne, Abformungen für einen Adjustierten Aufbissbehelf zur Äqulibrierung der Kiefermuskulatur vor Registrierung der neuromuskulär zentrierten Unterkieferposition

19.05.14: Eingliederung: Definitive Rekonstruktionen Oberkieferseitenzahnbereich

26.05.14: Präparation der Oberkiefer und Unterkiefertfrontzähne für definitive Rekonstruktionen

12.06.14: Eingliederung Oberkieferfrontzähne, konventionell, Unterkieferfrontzähne, adhäsiv. Herstellung einer herausnehmbaren Brücke im ersten Quadranten zur Probe. Empfehlung der Einschaltung eines Mediziners für Psychosomatik. Die Patientin beklagt nicht konkretisierbare "Gefühle" im Bereich des ersten Quadranten

Erneut ist das Problem aufgtreten, das über eine Zeit hinweg verschwunden war. Die Patientin gibt an: "Igenetwas stimme im rechten oberen Kieferbereich nicht. Nach allen bisherigen Erkennntissen ist die Patien tin unentwegt mit der Zunge dabei die Zähne im rechten Oberkieferseitenzahnbereich zu "bearbeiten". Einen konkreten Grund gitbe snicht und kann auch von der Patien tin nicht angegeben werden. Infolge dieser permanenten Felbeanspruchung der Zungen und Zungebodenmuskulatur kommt es zu Beschwerden. Warum die Patie ntin das macht ist unklar. Eine psychosomatische oder psychiatrische Abklärung dieser "Angewohnheit" lehnt die Patientin ab. Aktuell wird der Versuch unternommen, ob es mit Hilfe einer herausnehmbaren Brücke möglich ist bei Nacht den Biss zu sichern und bei Tag, je nach Bedarf die Versorgung im rechten Oberkieferseitenzahnbereich herauszunehmen, damit die Patientin nciht die Möglichkeit findet die Zähne mit der Zunge zu bearbeiten.

Dieser Fall zeigt welche ungeheure "Breite" ein derartiger Fall einnehmen kann. Die Patientin ist nicht in der Lage anhand von Modellen, Fotos, etc. zu zeigen, was sie an den Versorgungen im rechten Oberkieferseitenzahnbereich stört. Alles baut sich auf dem Gefühl auf, auf der rechten Seite sei etwas anders, als auf dr linken Seite, was auch stimmt. Auf der rechten Seite sitzen Implantate mit längeren klinischen Kronen, als auf der linken Seite. Die klinischen Kronen sind in der Tat auf der rechten Seite länger, als auf der linken Seite. Dieser Zustand ist aber behandlersich nicht zu beeinflussen, weil der Knochen, nach der Zahnentfernung und vor Implantation etwas in der Höhe geschrumpft ist. Diese Patientin lebt mir dem Gefühl die Symmetrie in ihrem Mund sei gestört. Dabei deutet nichts darauf hin, dass dort jemals symmetrische Verhältnisse geherrscht haben. Rein theoretisch wäre es denkbar die Zähne auf der linken Seite zu entfernen, um nachfolgend Implantate zu setzen, um was die klinische Kronenlänge betrifft wieder symmetrische Verhältnisse herzustellen. Die Entfernung von Zähnen aus derart spekulativen Gründen stellt aber eine vorsätzliche Körperverletzung und damit eine Straftat dar. Im Moment ist vollkommen unklar, wie sich die Behandlung weiter entwickeln wird, weil die Patientin sich einer psychosomatisch/psychiatrischen Abklärung absolut verweigert. Nur durch eine derartige Untersuchung wäre aber herauszufinden, warum sich die Patientin an einer Situation stört, die behandlerisch nicht zu ändern und damit auch nicht zu lösen ist. Die Patientin hatte über Wochen hinweg eine Medikamentenkombination eingenommen, in der u.a. ein Medikament eingebunden war, dass die Patientin "psychisch" gelockert hat. In dieser Phase war die Patientin, nach eigener Angabe, vollkommen beschwerdefrei. Die Patientin weigert sich allerdings inzwischen auch diese Medikamente weiter einzunehmen.

Die oben genannten Beschwerden sind praktisch nicht mehr vorhanden. Das gesamte Bild des Falles wird nurmehr davon geprägt, dass die Patientin mit dem Zahnersatz, ausschließlich im rechten, oberen Seitenzahnbereich nicht klarkommt, obwohl es nicht gelingt einen verifizierbaren Grund auszumachen. Die Patien tin wurde umfangreich im gesamten Kauorgan behandelt. Alle Probleme waren lösbar. Bis auf "Ihr Gefühl" rechts oben "stimme etwas nicht"! Im Verlauf der dreitägigen Aufnahme iin einem Krankenhaus in Bremerhaven, wurde die Patientin auch kieferchirurgisch untersucht, mit besonderem Augenmerk auf die Implantate im rechten Oberkieferseitenzahnbereich. Es wurde keinerlei Befund im Sinne einer Störung/Erkrankung gefunden. Das lässt die Patientin aber nicht gelten. Ihr letzter Wunsch bestand darin, man möge sie auf einem "Spezialistenfachkongress" vorstellen.

 

Beschwerdeniveau zu Beginn der Behandlung auf einer „Skala von 0-10“:10

Beschwerdeniveau am Ende der funktionstherapeutischen Behandlung im „CMD-Centrum-Kiel“: Zur Zeit unklar, keine konkreten Angaben

Physiotherapie als Begleitmaßnahme: Nein

Osteopathie als Begleitmaßnahme: Nein

Nachsorge der funktionstherapeutischen Behandlung im "CMD-Centrum-Kiel“: Recall alle 3- 4 Monate bis heute

Fotoserie 12750

Behandlung einer extrem ausgeprägten "CMD" mit "Implantaten" und mehreren Varianten: "Laborgefertigter Dauerprovisorien"